Hagen/London. .
Der geplante einwöchige Londontrip der Familie Seeberger endete abrupt am Dienstag beim Frühstück. „Da kam eine Angestellte des Hotels und teilte uns mit, dass ihr Haus unsere Sicherheit nicht mehr garantieren könne und uns die Abreise riet“, berichtet Philipp Seeberger (15). „Sie bot uns noch an, in eine Dependance im Londoner Süden umzuziehen, aber wir haben uns dann für den Rückflug entschieden.“
Philipp Seeberger war am vergangenen Donnerstag mit seinen Eltern in die englische Metropole aufgebrochen. Just an dem Tage, als in Tottenham ein 29-jähriger Mann von der Polizei erschossen wurde. Die Urlaubsreise der Hohenlimburger beeinträchtigte das zunächst nicht. Auch als am Samstag der Protest in Tottenham in Gewalt umschlug, konnten die Seebergers in aller Ruhe die Stadt erkunden. „Erst am Sonntag haben wir in den Fernsehnachrichten von den Unruhen erfahren“, erinnert sich das Mitglied unserer Jugendredaktion. „Wir wohnten im Zentrum am Russells Square, ziemlich weit entfernt von Tottenham, deshalb haben wir uns keine großen Sorgen gemacht.“
In der Nacht zu Montag hatte sich die Lage allerdings verschärft, denn die Krawalle hatten mittlerweile auf mehrere Londoner Bezirke übergegriffen. „Wir hatten schon nachts relativ viele Polizeisirenen gehört“, so Seeberger. „Tagsüber haben wir dann am London’s Eye in der Nähe der Westminster Bridge eine Kolonne gepanzerte Fahrzeuge gesehen.“ Sonst allerdings ließen sich die Londoner offenbar nicht weiter aus der Ruhe bringen. Das jedenfalls war der Eindruck der Seebergers.
Erst am Abend im Hotel wurde ihnen das Ausmaß der Unruhen via TV-Berichterstattung vor Augen geführt. „BBC sendete aus einem Hubschrauber heraus. Es wurden Bilder von brennenden Häusern gezeigt und von plündernden Jugendlichen“, so der Schüler der Gesamtschule Eilpe. „An diesem Punkt haben wir dann angefangen, uns Sorgen zu machen.“
Entsprechend schnell fiel beim Frühstück am Dienstag die Entscheidung zur Abreise. Auf dem Weg zum nördlich von London gelegenen Flughafen Stansted sogar noch selbst, allerdings aus sicherer Entfernung, in Kontakt mit den Unruhen. „Als wir auf der Autobahn im Pendelbus zum Flughafen saßen, zeigte mein Vater plötzlich rechts aus dem Fenster vom schwarze Rauchschwaden aus einem Häuserkomplex aufstiegen.“ Zu diesem Zeitpunkt schlossen in London aus Angst vor Randale schon zahlreiche Läden und Einkaufszentren.