Hagen/Salzburg.

„Mit 1,85 Meter bin ich die kleinste der drei Hexen in Verdis Oper ,Macbeth’“, sagt Volker Wahl mit Inbrunst in der Stimme.

„Theaterregisseur Peter Stein lässt Shakespeares Schicksalsgöttinnen eben enorm mächtig und grotesk erscheinen. Deshalb hat er die Rollen der Hexen, die regelrecht wie Mischwesen daher kommen, auch mit Männern besetzt.“

Drei Stunden in der Maske

Volker Wahl, gebürtiger Hagener, seit nunmehr fast 25 Jahren in Österreich lebend, spielt derzeit bei den Salzburger Festspielen in der Verdi-Oper „Macbeth“ eine furchteinflößende, alte Hexe mit rot unterlaufenen Augen und Hakennase. Sein Kostüm: Ein figurbetonender Silikon-Body mit Hängebrüsten. „Wir sitzen vor jeder Vorstellung drei Stunden in der Maske - die Verwandlung ist enorm“, erzählt der 44-jährige Schauspieler, der die Tortur insgesamt acht Mal über sich ergehen lassen muss, „die Premiere war am 3. August, am 24. August fällt der letzten Vorhang zu ,Macbeth“.

1987 - nach dem Abitur am Fichte-Gymnasium, verließ Volker Wahl seine Heimatstadt. „Ich hab’ in Wien Theaterwissenschaft studiert, war als Regieassistenz an der Volksoper und hab’ eine Schauspielausbildung an einer Wiener Privatschule absolviert“, blickt der Kulturliebhaber zurück. Seit 1996 ist er Ensemblemitglied im Schauspielhaus in Salzburg. „Ich spiele alles, was kommt, rauf und runter - von Klassik bis Moderne“, sagt Volker Wahl ungekünstelt. „Mittlerweile habe ich mich allerdings vom jugendlichen Liebhaber zum Bösewicht ,hochgespielt’“, schmunzelt der Blondschopf.

Theater-AG am Fichte-Gymnasium

Mit dem Theatervirus hat sich Volker Wahl während seiner Schulzeit infiziert. „Ich war drei Jahre am Fichte in der Theater-AG. Wir haben Wolfgang Borcherts ,Draußen vor der Tür’, Bertold Brechts ,Kleinbürgerhochzeit’ und Molières ,Menschenfeind’ gespielt. Eine interessante Zeit.“

Sein damaliger Lehrer Heinz Gerd Weinand habe seine Leidenschaft und seinen Enthusiasmus fürs Theater geweckt., „ja, es ist wirklich eine Art Berufung“.

In Österreich hat sich Volker Wahl von Anfang an sehr wohl gefühlt, „das Theater hat hier einen viel höheren ­Stellenwert als in Deutschland“, resümiert der Ex-Hagener. „In Wien weiß jeder Taxifahrer, was gerade im Burgtheater gespielt wird.“

Nachwuchsförderung

Seit knapp vier Jahren unterrichtet Volker Wahl auch an der hauseigenen Schule des Salzburger Schauspielhauses. „Ich gebe Impro-Unterricht für Nachwuchsschauspieler, und ich schule junge Leute im Bereich Szenenstudium.“

„Außerdem“, fährt Volker Wahl nicht ohne Stolz in der Stimme fort, „habe ich in Baden bei Wien zwei Operetten inszeniert.“

Was die Zukunft bringt? Im nächsten Jahr spielt Volker Wahl den gehässigen, eifersüchtigen Fähnrich Jago in Shakespeares „Othello“ - ­ohne Silikon-Body . . .