Hagen. .

Er liegt versteckt zwischen Bäumen und Bahnschienen, hat gerade einmal 24 Mitglieder und ist damit wahrscheinlich der kleinste Tennisclub in Deutschland: der ESV Hagen.

Gerade mal 24 Mitglieder hat der ESV Hagen - und ist damit wahrscheinlich der kleinste Tennisclub Deutschlands. Und noch geringer als die Zahl der Mitglieder ist die Zahl der aktiven Tennisspieler. „Bei uns schwingen vielleicht zehn Leute regelmäßig das Racket“, berichtet Jürgen Kosleck (76), der die Tennisabteilung führt. Und Siegfried Bartos (71) fügt hinzu: „Der Vorteil ist, dass man immer spielen kann. Denn ein Platz ist immer frei.“

Kosleck und Bartos gehören zu einer Gruppe von sechs Rentnern, die die schmucke, idyllisch gelegene Anlage unweit des Hengsteysees mit Leben erfüllen. Sie spielen mehrmals pro Woche mit- oder gegeneinander. Sonst spielt in Hengstey (fast) niemand mehr. 155 Euro beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Jahr - für einen Tennisverein ist das herzlich wenig. Kirstin Tigges (28) und Frank Blauschke (30) sind mit Abstand die jüngsten Mitglieder. Kinder gibt es in diesem Verein nicht, es gibt keine Jugendlichen, es gibt nicht einmal einen Mitgliedsbeitrag für Kinder und Jugendliche: „Den legen wir fest, falls sich welche anmelden“, so Kosleck. „Ich denke, Kinder müssten die Hälfte zahlen.“

Kein Trainer um möglichen Nachwuchs zu unterrichten

Aber im kleinsten Tennisclub Deutschlands wissen sie im Grunde ganz genau, dass es keine Eltern geben wird, die ihre Kinder allein zu der verwunschen gelegenen Anlage schicken würden. Es gibt ja auch keinen Trainer. „Und ohne Trainer kannst du nicht lernen Tennis zu spielen“, sagt Friedrich-Wilhelm Blum (68). „Nein, für Anfänger ist unser Club uninteressant.“

Dabei sind aus dem Mini-Verein einige Hagener Tennis-Größen wie der Westfalenligaspieler und heutige Trainer Peter Formella hervorgegangen. „Den habe ich vor 30 Jahren mal 6:0, 6:0 geschlagen“, erinnert sich Kosleck an seine größte Tat. In den Anfangsjahren zählte der 1972 gegründete Club gut 100 Mitglieder, viele von ihnen waren Eisenbahner wie Kosleck, der als Zugführer und Ausbilder auf einem ICE sein Geld verdiente. Als Clubhaus diente ein ausrangierter Personenwaggon, der ins Wackeln geriet, wenn auf der Tanzfläche die Post abging. Es gab vier Plätze, vier Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnahmen, aber Nachwuchs gab es schon damals kaum. Und Talente wie Formella verließen den Club nach und nach.

Die letzten Mohikaner hoffen auf einen neuen Tennisboom

Heute kann nur noch auf zwei Plätzen gespielt werden, die anderen beiden sind still gelegt, Gras und Kräuter wuchern zwischen Grund- und Aufschlaglinie. Die Einnahmen decken gerade so die Ausgaben, jeder Rentner ist zugleich Platzwart und Vereinswirt. Aber jeder Tag, den sie auf ihrer kuscheligen Anlage verbringen, umgeben von hohen Tannen und Vogelgezwitscher, bindet die letzten Mohikaner des ESV stärker an ihr Domizil und ihren Sport: „Wäre doch schade, wenn hier alles in die Brüche ginge und der Verein wegen Überalterung aufgeben müsste“, meint Kosleck. Noch haben sie im kleinsten Tennisverein die Hoffnung auf einen Tennisboom, auf ein Tenniswunder, das ihnen Kinder und Familien bescheren würde, nicht aufgegeben.