Hagen. .

Die Diskussion um die Situation der Hagener Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften schlägt hohe Wellen. Es gibt viele Wortmeldungen unterschiedlichster Interessen- und Bedenkenträger. Und doch gibt es einen stillen Beobachter: Matthias Lüdecke, Vorstandsvorsitzender des genossenschaftlichen Wohnungsvereins.

WR: Herr Lüdecke, sind Sie beziehungsweise Ihre Genossenschaft in der Gemengelage um die GWG und die HGW gänzlich unbeteiligt?

Matthias Lüdecke: Ja, die Thematik betrifft uns nicht unmittelbar. Der Wohnungsmarkt würde sich im Falle eines Zusammenschlusses nicht wesentlich ändern. Zudem ist der Wohnungsbestand des Wohnungsvereins historisch gewachsen über das Stadtgebiet verteilt, strukturelle Probleme bestehen so nicht. Wir haben keine Konzentration auf einzelne Stadtteile wie sie die GWG mit Haspe und Wehringhausen hat - verbunden mit der dann starken Abhängigkeit von der Entwicklung einzelner Stadtgebiete.

Der Wohnungsverein will sich nicht verändern, beispielsweise durch Zukauf oder Kooperation mit anderen Anbietern?

Nein, ganz sicher nicht. Unsere langfristige Unternehmensstrategie ist schon seit vielen Jahren auf die Stärkung unseres eigenen Hausbestandes durch Instandhaltung, Modernisierung und Neubau ausgerichtet. Im Zusammenhang mit der Präsenz an vielen guten Standorten wie zum Beispiel Emst ist eine Neuausrichtung nicht sinnvoll.

Haben Sie Verständnis für den Vorstoß der GWG aus Haspe in Richtung Kauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft HGW?

Ja, ich halte das aus der Sicht der GWG für legitim und aus Sicht des verantwortlichen Vorstandes vermutlich auch für nötig, sich auf dem Markt so zu orientieren, dass erkennbare Risiken minimiert und der eigene Bestand gut bewirtschaftet werden kann. Allerdings kann - so denke ich - die pure Größe eines Wohnungsunternehmens auch nicht ausschlaggebend sein. Die Motivation für die Offerte liegt meines Erachtens aber in den beschriebenen strukturellen Problemen der GWG.

Der Wohnungsverein ist, was den Wohnungsbestand anbelangt, die größte der vier Hagener Wohnungsgenossenschaften und wirtschaftlich solide aufgestellt. Haben Sie keine Sorgen, dass jemand den Wohnungsverein kaufen möchte?

Nein, überhaupt nicht. Eine Genossenschaft kann man nicht kaufen. Wir haben 7500 Mitglieder, die alle zusammen Eigentümer der Genossenschaft und zugleich Mieter sind. Welcher Mieter würde sich quasi selbst verkaufen wollen? Die Genossenschaft en bleiben eine der sichersten Wohnadressen für Mieter.

Hätte sich durch den inzwischen abgesagten Kauf der HGW durch die GWG auf dem Wohnungsmarkt etwas Entscheidendes geändert?

Nicht unbedingt, die GWG ist ein solide geführtes, in Hagen verwurzeltes Unternehmen. Der Zweck des genossenschaftlichen Geschäftsmodells, nämlich die Förderung aller Mitglieder, würde eine gute Grundlage für eine sozialverträgliche Weiterführung des Hausbestandes im Sinne der Mieter bilden. Aus meiner Sicht eine vertretbare Variante. Fatal wäre es, wenn ein Finanzinvestor bei der HGW zum Zuge käme. Dessen Motivation läge wohl allein in einer möglichst hohen Rendite. Beispiele in anderen Kommunen zeigen das leider sehr eindrucksvoll.

Würde sich der Wohnungsverein Kooperationsangeboten verschließen?

Durch Kooperationen der auf dem Wohnungsmarkt in Hagen tätigen Unternehmen würden meiner Meinung nach keine nennenswerten Synergieeffekte entstehen. Im Übrigen gibt es ja ein gutes Netzwerk der Wohnungsunternehmen und eine zielgerichtete Zusammenarbeit bei vielen Projekten, die sich positiv auf die Stadtentwicklung auswirken. Wir ziehen da schon lange alle an einem Strang, für die Stadt und die Mieter in Hagen.