Hagen-Mitte..
In der evangelischen Stadtkirchengemeinde setzt sich die Reihe der einschneidenden Veränderungen fort: Nach der Schließung der maroden Lutherkirche und dem Rücktritt des Presbyteriums, das seit einem halben Jahr durch einen Bevollmächtigtenausschuss ersetzt wird, steht die Schließung des Gemeindezentrums an Hoch- und Böhmerstraße bevor.
Das Gebäude ist fast vollständig leergezogen, Ende Juli soll die Schlüsselübergabe an das Bauunternehmen Silbersiepe, das das Gebäude abreißen und ein Seniorenzentrum errichten will, erfolgen.
Der in dem Haus untergebrachte Kindergarten wurde geschlossen, die Kinder sollen in den anderen Einrichtungen der Stadtkirche unterkommen. Zum Abschied aus der Böhmerstraße feierten sie mit Eltern und Erzieherinnen einen Gottesdienst in der Johanniskirche. Eine neue Heimstatt hat inzwischen auch die Kleiderkammer gefunden, die 18 Jahre lang in der Hochstraße tätig war. „Wir ziehen ins Arche-Haus am Emilienplatz, das der Pfingstgemeinde gehört“, freut sich Silvia Picken (50). Der Bevollmächtigtenausschuss bewilligte ihrem Team als Starthilfe und Mietzuschuss 700 Euro. Die Kantorei dagegen trifft sich nunmehr im Gemeindehaus der Reformierten Kirche am Bergischen Ring.
Umbaupläne
Wie es mit den Gotteshäusern der Stadtkirche weiter geht, ist noch nicht endgültig geklärt. Da es in der Stadtmitte nun kein Gemeindezentrum mehr gibt, soll die Johanniskirche so umgestaltet werden, dass dort nicht nur Gottesdienste gehalten werden können, sondern auch kirchliche Gruppen Platz finden. Ein Architekt entwirft bereits Umbaupläne. Auch die Markuskirche muss dringend saniert werden.
In der Lutherkirche wird dagegen wohl nie mehr ein Gottesdienst stattfinden. Auf dem unter Denkmalschutz stehenden Haus liegt ein Sanierungsstau von 1 Million Euro. „Wir wollen die Kirche verkaufen und zugleich erhalten“, versucht Pfarrer Hans-Peter Naumann aus Vorhalle, Vorsitzender des Bevollmächtigtenausschusses, den Spagat. „Vor allem ist uns klar, dass wir nicht an den Gefühlen der Gläubigen vorbeimarschieren können.“ Eine Kirche, das scheint indes festzustehen, wird die Lutherkirche nicht bleiben.
Als hätte die Gemeinde nicht Probleme genug, wird sie nun auch noch von Pfusch am Bau betroffen. Durch den Abriss des von Schimmel befallenen Gemeindehauses neben der Lutherkirche gebe es offenbar Probleme mit der Statik umliegender Gebäude, so Naumann. Deshalb müsse zur Sicherung der Häuser eine Mauer in die Baugrube eingezogen werden. Kostenpunkt: mehrere 10 000 Euro.
Licht am Horizont
Doch es gibt Licht am Horizont der Stadtkirche. So hat der Bevollmächtigtenausschuss festgelegt, dass das neue Presbyterium, das die Gläubigen im kommenden Jahr wählen müssen, zwölf Mitglieder haben soll. Und mit der vormals in Halden tätigen Juliane im Schlaa arbeitet inzwischen eine zweite Pfarrerin in der Gemeinde, sie wird ihren Schwerpunkt an der Markuskirche haben. Eine dritte Pfarrstelle soll bald ausgeschrieben werden, hier wird sich möglicherweise Siegfried Erbslöh, derzeit noch Pfarrer im Beschäftigungsauftrag, bewerben.
Das zarte Pflänzchen Hoffnung manifestiert sich aber vor allem in der Person von Pfarrer Frank Lehmann, der seine Aufgabe vor Jahresfrist noch als „Ruinenbetreiber“ beschrieben hatte. „Die Arbeit macht wieder Spaß“, so Lehmann. „Es ist schon richtig, dass wir uns neu aufstellen müssen. Aber das ist auch eine Chance, ich sehe uns auf einem guten Weg.“