Hengstey. .

Graureiher gelten als ebenso scheue wie schlaue Fischräuber, die sich bei ihren Fangversuchen in der Regel nur höchst ungern beobachten lassen. Ganz anders ein Exem­plar dieser Spezies, das Horst-Dieter Stoffels jüngst am Hengsteysee beobachtete.

Der große Vogel hatte sich unweit der Fischtreppe am Kraftwerk niedergelassen und wartete in aller Seelenruhe auf einen leckeren Happen aus den künstlichen Bassins, die den Fischen den Weg zu ihren Laichgebieten im Oberlauf der Ruhr ermöglichen sollen. „Dem Fischreiher wurde ein Beuteautomat gebaut“, beschreibt Horst-Dieter Stoffels sein kurioses Erlebnis, das er mit seiner Digitalkamera im Bild festgehalten hat.

Künstliche Strömung macht den Fang nicht ganz einfach

So einfach wie es auf den ersten Blick erscheint, ist die Jagd für den Reiher auf der erst im vorigen Jahr angelegten Fischtreppe, die die Rückkehr vieler Arten in die Oberläufe der Ruhr und ihrer Nebenflüsse ermöglichen soll, jedoch nicht. Zum einen ist das Wasser bis zu zwei Meter tief, und zum anderen herrschen dort Turbulenzen und Verwirbelungen, die durch eine künstliche Strömung, eine Art Bypass, hervorgerufen werden. „Fische folgen immer der Strömung“, erläutert Thomas Brinkmann, der für den Hengsteysee zuständige Betriebsleiter des Ruhrverbandes. „Unsere Lockströmung nahe der Treppe lotst die Tiere zu den Becken.“

Und die Fische wiederum locken den Reiher herbei. Zwar konnte Stoffels keinen erfolgreichen Fangversuch beobachten, doch hält er den „Reiher-Imbiss“ grundsätzlich für unangebracht: „Schließlich ist es nicht artgerecht für den Vogel, und der Sinn der Fischtreppe wird so wesentlich eingeschränkt.“ Deshalb solle man seiner Meinung nach doch darüber nachdenken, wie die Reiher an dieser Möglichkeit des Beutezuges gehindert werden könnten.

Eine Art Restaurant

Das werde man tun, versichert Ruhrverbands-Sprecher Markus Rüdel. Bei der Anlegung der Fischtreppe habe man gewiss nicht im Sinn gehabt, eine Art Restaurant für Fischreiher zu bauen. Es würde den Fischbestand jedoch nicht wesentlich beeinflussen, falls der große Vogel doch den einen oder anderen Fisch ergattere.

Dennoch: „In jedem Fall werden wir die Häufigkeit der ,Restaurantbesuche’ beobachten und gegebenenfalls die Preise erhöhen – damit meine ich natürlich geeignete Gegenmaßnahmen“, erklärt der Mann vom Ruhrverband.