Hagen.

Die Enervie-Gruppe sieht sich weiter auf Wachstumskurs. Bei der Vorlage der Konzernbilanz 2010 wies der heimische Energieversorger, der mit der „lekker-Energie GmbH“ inzwischen auch bundesweit agiert, gestern einen Umsatzerlös von gut 1,4 Milliarden Euro aus. An die vorzugsweise kommunalen Anteilseigner wird eine Dividende von 17 Millionen Euro ausgeschüttet, davon fließen allein an die Stadt Hagen (43 Prozent) etwa 7,3 Millionen Euro.

Vorstandssprecher Ivo Grünhagen führt das beste Bilanzergebnis seit Bestehen der Enervie-Gruppe – dazu gehört neben der Mark-E, den Stadtwerken Lüdenscheid, der Enervie-AssetNetWork (Netzaktivitäten) seit dem 1. Januar 2010 die „lekker-Energie“ (ehemals Nuon) – vor allem auf die Erholungsphase nach der Wirtschaftskrise 2009 zurück. Die anziehenden Märkte hätten sich nicht nur in den Arbeitslosenstatistiken widergespiegelt, sondern auch den Energieverbrauch wieder anziehen lassen. Ein Umsatzplus von 12,4 Prozent sowie ein um 7,4 Prozent verbesserter Konzernabschluss (+ 29,2 Millionen Euro) hätten zu einem „sehr guten Ergebnis für die Aktionäre“ geführt, so Grünhagen, wobei weitere 7,6 Millionen Euro in die Gewinnrücklage gestellt werden.

Ausbau der Windkraft

In puncto Zukunftsinvestitionen, deren strategische Ausrichtung sich auch weiterhin vor allem an den Bedürfnissen von Markt und Kunden orientieren, gibt sich die Enervie-Führung eher zurückhaltend. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten an den Märkten will Enervie momentan weniger in Gas- oder Kohlekraftwerkskapazitäten investieren. Mit Blick auf das bereits bestehende Erzeugerportfolio sieht die Gruppe hier auch keinen Handlungsdruck. Stattdessen liegt der Fokus auf den regenerativen Technologien, allen vor auf der Windkraft. „Hier stehen wir am Anfang“, blickt Erik Höhne, Technischer Vorstand, noch mit großer Skepsis auf den in Kürze zur Abstimmung stehenden Windkrafterlass des Landes, der in seinen Augen die Thematik „Wind im Wald“ weiterhin viel zu restriktiv behandele. In diesem Bereich kann Enervie sich durchaus auch Investitionen auf Hagener Stadtgebiet vorstellen: „Wir haben im Raum Hagen etwa zehn Standorte identifiziert, an denen Windkraftanlagen sich wirtschaftlich betreiben lassen“, möchte Höhne im Moment konkrete Platzierungsdebatten aber noch vermeiden. Parallel prüft das Unternehmen weitere Standorte für Pumpspeicherkraftwerke in der Region.

AG-Form passt zum Konzern

Mit gewisser Skepsis blickt der Enervie-Vorstand auf den in der Hagener Politik seit Monaten hinter verschlossenen Türen diskutierten Formwechsel der Enervie AG in eine GmbH (AG) & Co. KG. Hintergrund dieser Bestrebungen, die von zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit durchaus divergierenden Ergebnissen bewertet werden, ist die Hoffnung der Stadt Hagen, durch die Umwandlung der Aktiengesellschaft eine Million Euro Steuern einsparen zu können. Für Enervie-Vorstandssprecher Grünhagen, der sich natürlich nicht nur dem größten, sondern allen Anteilseignern verpflichtet fühlt, hat die bestehende AG-Lösung „existenzielle Vorteile“, da damit die Unabhängigkeit des Unternehmens und auch die Interessen der Minderheitsaktionäre optimal geschützt seien. Obendrein sei die Umwandlung in eine GmbH & Co. KG sehr aufwändig, bringe für nur einen Aktionär tatsächliche Vorteile und führe bei Veräußerungen dazu, dass Buchgewinne künftig voll zu versteuern seien. „Unterm Strich muss man sagen, dass bei allem Verständnis für die Hagener, diesen Steuervorteil heben zu wollen, die AG-Lösung für unser originäres Konzerngeschäft von Vorteil ist“, so Grünhagen bemüht diplomatisch. „Die Gründer der Enervie-Gruppe haben damit seinerzeit eine weise Entscheidung getroffen.“

Zumal, so betont Vertriebsvorstand Wolfgang Struwe, nur unter dem Dach einer Aktiengesellschaft „der Gedanke der Kooperation in der Enervie-Gruppe realisierbar“ sei. „Deshalb wurde genau dieses Geschäftsmodell gewählt.“ Auch eine ebenfalls gewollte Öffnung auf der Ebene der Untergesellschaften – beispielsweise im Fall von „lekker-Energie“ oder auch den Stadtwerken Krefeld – wäre bei einer GmbH-Form „weitaus schwieriger“.

Voll im Zeitplan laufen die Vorbereitungen für den Bau eines neuen Zentralstandortes. Ab Herbst 2013 will die Enervie-Gruppe neun Dependancen auf der Haßleyer Insel bündeln. Durch diese Zusammenführung von Technik und Verwaltung sollen nicht nur neue Arbeitswelten für die insgesamt 1800 Enervie-Mitarbeiter entstehen, sondern auch eine völlig neue Kommunikationskultur in das Unternehmen einziehen. Der Spatenstich für das 40-Millionen-Euro-Projekt wird Anfang 2012 erfolgen.