Eilpe.
Sie sind alles, nur nicht süß, unschuldig und kindlich - die beinahe lebensgroßen Skulpturen von Kindern und Jugendlichen, die ab Sonntag in der Hagenring-Galerie zu sehen sind.
Schön im klassischen Sinne wirken die Figuren aus Holz und Bronze nicht, eher befremdend und irritierend. Dass die beim Betrachter Unbehagen weckende Darstellungsweise gewollt ist, liegt auf der Hand, schließlich will Yasam Sasmazer den Widerstreit zwischen Gut und Böse sowie das Aggressionspotenzial, das in jedem Menschen – auch in Kindern – vorhanden ist, zeigen. Die türkische Künstlerin, die die meiste Zeit des Jahres in Istanbul lebt und vor ein paar Monaten eine Werkstatt-Galerie in Berlin eröffnet hat, stellt im Rahmen des Projektes „Kunstachse NRW“ aus. An der Initiative, die 2006 gegründet wurde, sind der Brühler Kunstverein und die Hagener Galerie Hagenring beteiligt. Heißt: Vor ein paar Wochen waren Sasmazers Figuren in Brühl zu sehen, nun werden sie bis Ende Juli an der Volme präsentiert.
„Eigenartig vertraut“ - so ist die Ausstellung der 30-jährigen Künstlerin betitelt. Passend, greift der Titel doch indirekt die Adjektive „merkwürdig“ und „bekannt“ auf.
Wahrlich nicht kindlich
„Einige Skulpturen bestehen aus Bronze, andere aus verleimtem Lindenholz“, erläutert Uwe Will. „Und die Gesichtszüge der Objekte wirken wahrlich nicht kindlich“, so der Hagenring-Ausstellungsleiter weiter. Ob das Figuren-Paar „Der große und der kleine Bruder“ oder die Installation „Fear of the light“ - es geht Yasam Sasmazer immer um das Thema Menschsein. „Die Künstlerin projiziert das Gute und das Böse – teilweise mit Einsatz von Licht und Schatten – aus den Kinderfiguren heraus“, erläutert Galeristin Anna von Bodungen. „Das funktioniert so gut, da jeder ein Kind als süß und naiv, als unbeschriebenes Blatt, ansieht. Frau Sasmazer deckt in ihren Arbeiten auf, dass auch Kinder Probleme, Sorgen, Anpassungsschwierigkeiten und böse Gedanken haben.“
Dunkle und helle Seiten des Alltags
Die vertraute Vorstellung von den „lieben Kleinen“ wird auf drastische Art zerstört. Die Gesichter der Kinder wirken verbissen, verstört, introvertiert, verängstigt. Die jungen Menschen haben gegen Unterdrückung und Bedrohung zu kämpfen, passen sich an, übernehmen soziale Verhaltensregeln - die „kleinen Engel haben kein rosarotes Leben“, sondern werden – genau wie Erwachsene – ständig mit den dunklen und hellen Seiten des Alltags konfrontiert.
Die Ausstellung in der Wippermann-Passage, Eilper Straße 71 - 75, wird am Sonntag um 11 Uhr eröffnet.