Hagen-Kabel.

Die Knochen zwicken hin und wieder. Doch wenn Horst Tomalak am Reck hängt, verfliegen die kleinen Wehwechen des Alters wie eine Ladung Magnesium, die er vor der Kür in den Händen zerschlägt. Seit über 40 Jahren krempeln er und seine Frau Anne für den Turnsport im TSV Kabel die Ärmel hoch. Voller Ideen. Voller Leidenschaft. Und voller Stolz.

„Ach, wir sind doch nicht so wichtig.“ Dieser Satz scheint ein natürlicher Reflex zu sein. Ausgesprochen von jenen, die immer gerne geben - aber nie nehmen. Die Tomalaks sind so ein Paar. „Der TSV“, sagt Anne - und wenn sie das sagt, klingt das, als spräche sie über ihr Kind - „der TSV ist immer am wichtigsten.“ Seit über 40 Jahren ist er das. Seit dem Tag, als sich das Ehepaar auf dem Turnboden in Kabel kennenlernte und fortan all seine private Energie in den kleinen Verein aus dem Hagener Norden investierte.

Horst war als Jugendlicher Gaumeister bei den Westfalenmeisterschaften und turnte zehn Jahre in der Landesliga. Anne war 1971 Landesturnfestsiegerin und einmal sogar unter den Top 10 bei den Deutschen Turnmeisterschaften. Gelenkig sind die Tomalaks. Mit 64 und 62 Jahren ist das nicht selbstverständlich. „Der Turnsport hält uns gesund“, sagt Horst.

Zwischen 1977 kurbelten die beiden den Turnsport in Hagen ordentlich an, gründeten unter anderem die Turngemeinschaft Garenfeld, Fichte Hagen, Hohenlimburg und TSV Kabel. An trainingsfreien Tagen wurde sogar noch bei anderen Vereinen hineingeschnuppert. Seit 1968 trainierten beide auch Jugendliche.

„Das ist ein besonders wichtiges Feld“, sagt Horst Tomalak, „beim Turnen lernt man wichtige Charaktereigenschaften wie Durchsetzungsfähigkeit und Geduld.“ Doch Horst Tomalak musste in den letzten Jahren auch feststellen, dass die jungen Turner heute nicht mehr so belastbar sind wie früher: „Die Jugendlichen haben viel mehr um die Ohren und viele gehen nach dem Abitur auch woanders hin, um zu studieren.“

Horst arbeitete vor seiner Pensionierung als Sportlehrer an der Hauptschule in Wetter. Anne war Verwaltungsfachangestellte bei der SIHK. Die Arbeit und das Turnen gehörte bei dem Paar immer unter einen Hut. Sie ist seit 40 Jahren Geschäftsführerin der Turnabteilung, er seit 35 Jahren Oberturnwart. Wenn’s im Verein brennt, klingelt immer sofort das Telefon der Tomalaks.

Presseberichte, Vereinsmeldungen, Trainingseinheiten, Turnabzeichen, Leute ranholen, Hallenreservierungen, Weihnachtsfeiern und, und, und. Es gibt fast nichts, worum sich die beiden nicht kümmern. „Es steckt unheimlich viel Arbeit dahinter. Aber wir machen das gerne, es kommt ja viel dabei herum“, sagt Anne Tomalak.

Manchmal könnten sie die Brocken auch einfach in die Ecke schmeißen und aufhören. „Aber da brennt immer noch das Feuer“, sagt Horst, „so lange ich kleine Erfolge sehe, treibt mich der TSV an.“ Kleine Erfolge - das ist die Gemeinschaft, die Willenskraft der jungen Nachwuchsturner und manchmal auch einfach nur ein Dankeschön.

Anne Tomalak wird sich nun langsam aus dem Trainingsbetrieb des TSV Kabel zurückziehen. „So langsam wird mir das zu anstrengend“, sagt sie. In der Vorstandsarbeit will sie aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Ehemann Horst wird weiterhin - auch körperlich - alles für den TSV geben. „So lange der Oberarmstand noch funktioniert, fühle ich mich fit.“