Hagen.
Wer sich sorgt, dass bei einer konzertanten Aufführung „zu wenig Drumherum“ passiert und vielleicht Langeweile aufkommt, wird von Generalmusikdirektor Florian Ludwig beruhigt. „In Puccinis ,Turandot’ gibt es ganz viel zu sehen, nämlich eine regelrechte Handlung im Orchester.“
Und natürlich gibt es auch ganz viel für die Ohren, ist das Philharmonische Orchester doch mit über 60 Musikern vertreten, der Opernchor mit 50, der Extrachor mit 60 Sängern besetzt und der Kinderchor 35 Stimmen stark.
Am Samstag läuft die Premiere des Lyrischen Dramas in drei Akten von Giacomo Puccini im Stadttheater - und wird somit nach 50 Jahren in Hagen erstmals wieder aufgeführt. Die konzertante Form - also eine Aufführung ohne aufwendiges Bühnenbild und große Handlung seitens der Akteure - sei nur für manche Stücke geeignet, erläutert Florian Ludwig. Die traumhaft-schöne Musik (unter anderem die berühmte Arie „Nessun Dorma - Keiner schlafe“) sei natürlich ein schlagkräftiger Grund, außerdem sei die Oper als szenische Geschichte schwierig zu erzählen, hingegen musikalisch wesentlich einfacher umzusetzen. „Musikalische Tableaus transportieren die unterschiedlichen Stimmungen hervorragend“, schwärmt Ludwig.
Persische Märchensammlung
Die Geschichte der gefühlskalten chinesischen Prinzessin Turandot basiert auf der persischen Märchensammlung „Tausendundein Tag“ (ähnlich wie die Oper für Kinder „Die drei Rätsel“, die im Frühjahr 2010 in Hagen aufgeführt wurde). Die unnahbare Kaisertochter lässt jedem ihrer Verehrer den Kopf abschlagen, der nicht drei Rätsel löst, die sie stellt. Etliche Bewerber um ihre Hand mussten bereits ihr Leben lassen, bis ein Unbekannter, Prinz Kalaf, die Rätsel löst. Doch er will nicht nur Turandots Gemahl werden, sondern ihr Herz gewinnen.
Puccini starb 1924 bei einem Autounfall während der Arbeit an Turandot. Der berühmte Komponist hinterließ die Trauermusik um die tote Liu (sie zieht den Selbstmord der Folter vor) als eine Art Schwanengesang. Puccinis Lieblingsschüler Franco Alfano vollendete später die Oper nach den hinterlassenen Skizzen des Meisters, wobei er in genialer Weise die musikalische Sprache Puccinis übernahm. Trotzdem wurde Turandot meist in gekürzter Version aufgeführt.
Ungekürzte Urfassung
Hagen wagt sich aber an die ungekürzte Urfassung heran, was der Arie, so versichert Ludwig, keine Brüche beschere, sondern noch mehr Dramatik verleihe. „Wir präsentieren eine opulente Schlagzeugbesetzung. Außerdem ist Turandot ein wahres Stimmenfest“, verspricht der GMD.
Die englische Sopranistin Rachael Tovey singt den Part der Prinzessin, der amerikanische Tenor Emmanuel di Villarosa ist als Kalaf zu hören. Und der Hagener Publikumsliebling Stefania Dovhan übernimmt die Rolle der Liu - die letzte Partie der sympathischen Sopranistin vor ihrem Wechsel nach Karlsruhe.
Für die Premiere am Samstag um 19.30 Uhr und weitere Vorstellungen (u.a. am 8. und 15. Juni) gibt’s noch Karten.