Hagen. .

Ob Gartenmöbel, Edelmetalle oder gar Dachrinnen - Metalldiebe halten seit Anfang des Jahres die Polizei in Hagen auf Trab. Täglich werden drei Fälle gemeldet. Der Grund: Die Metallpreise steigen, so dass sogar die Dachrinne eines Kindergartens für Diebe interessant wird.

Haben Sie heute morgen schon geschaut, ob ihre Dachrinnen noch da sind? Die sind momentan bei Metalldieben besonders beliebt. Überhaupt verschwinden Metalle jeglicher Art oft sogar am helllichten Tag: Kabel von der Baustelle am Theater Hagen, Gartenmöbel in Berchum und Haßley oder – im ganz großen Stil – Edelmetalle aus Firmen- und Lagerhallen in Bathey oder dem Lennetal.

Kriminalhauptkommissar Bernd Kühlmorgen und seine Kollegen aus dem Kriminalkommissariat 13, das unter anderem Eigentumsdelikte bearbeitet, können sich derzeit jedenfalls nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Seit Anfang des Jahres landen täglich zwei bis drei Fälle auf dem Tisch. Der 56-jährige Ermittler kennt den Grund: „Die Metallpreise steigen.“

Bei vielen Schrotthändlern wird nicht groß Buch geführt

Das motiviert zum einen die kleinen Verbrecher, die zu zweit oder dritt Dachrinnen oder Kupferrohre von Privathäusern, Kindergärten und Schulen verschwinden lassen. Oder die sich auf dem Friedhof nach Grableuchten umsehen. „Diese schnellen Sachen werden in kleineren Mengen bei Schrotthändlern abgegeben“, weiß Kühlmorgen. „Davon gibt es in und um Hagen sehr viele, wo nicht groß Buch geführt wird.“

Eine andere Klientel hat sich auf Kabel-Diebstähle von Baustellen spezialisiert. Hier sind örtliche Banden am Werk, die das Diebesgut anschließend in Hinterhöfen oder Wohnungen fachmännisch zerstückeln oder gar entkernen. „So können wir dem Schrotthändler keinen Vorwurf machen und ihm keine Hehlerei vorwerfen“, erklärt Kühlmorgen.

Banden haben in Schichten gearbeitet

Beliebtester Tatort: das alte Varta-Gelände. „Die Banden haben hier im vergangenen Jahr teilweise in Schichten gearbeitet und alles mitgenommen, was an Metall zu greifen war, vor allem Kabel“, sagt der Ermittler. Sogar vor den Halterungen der Hochspannungsleitungen der Bahn machten sie nicht Halt.

Mit Hilfe der Bundespolizei gelang es, die Hauptdrahtzieher aus Recklinghausen zu überführen. Doch Ruhe und Frieden ist in der ehemaligen Varta-Halle noch immer nicht eingekehrt - und auch die regelmäßigen Patrouillen des Sicherheitsdiensts schrecken die Diebe nicht ab.

Wenn aus Firmen- und Lagerhallen im großen Stil Metall gestohlen wird, sind fast immer südosteuropäische Banden am Werk. Sie nehmen die Beute mit nach Rumänien oder in den Kosovo und lassen sie einschmelzen. „Firmen können sich nur mit der Aufrüstung ihrer Gebäudesicherheit und dem Einstellen von Pförtnern schützen“, em­pfiehlt Kühlmorgen eine Sicherheitsberatung beim Opferschutz des Kriminalkommissariats.

Der Schaden ist meist größer als der Materialwert

Der Schaden für die Opfer ist meist größer als der Materialwert. Im Industriegebiet in Bathey etwa erbeuteten Metalldiebe jüngst bei zwei größeren nächtlichen Diebstählen hochwertige Industriemuttern aus Messing im Wert von 200.000 Euro.

Seinen bislang spektakulärsten Fall hat Kühlmorgen nicht vergessen, obwohl der Beutezug in einem Eckeseyer Stahlbetrieb mit einer Schadenshöhe von 100 000 Euro mittlerweile gut drei Jahre zurück liegt. Fast ein Jahr dauerte die Aufarbeitung, bei einer weiteren Tat in Wuppertal wurde die Bande - bestehend aus Tätern aus Dortmund und Hagen - dann geschnappt.

Das gelingt trotz intensiver Zusammenarbeit mit der Spurensicherung, anderen Behörden und Schrottverwertungsbetrieben selten. „Die Aufklärungsquote liegt unter zehn Prozent“, gibt der Kriminalhauptkommissar offen zu.

„Wir haben auch Probleme mit fahrenden Schrotthändlern, die illegal ohne Gewerbeschein die Stadtviertel abfahren“, warnt Bernd Kühlmorgen. „Diese schwarzen Schafe nehmen alles mit, was im Vorgarten steht. Zeitungsboxen, Gartenbänke und Kupferkessel.“