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Der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuz hat jetzt in Hagen ein Rechenzentrum eingerichtet. Dort werden die Daten von tausenden Spendern aus NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gespeichert.
Das digitale Zeitalter bringt mit neuen Möglichkeiten auch neue Risiken. Aktuell zeigt der Datenmissbrauch-Skandal beim Elektronikkonzern Sony, welche Ausmaße Sicherheitslücken annehmen können. Damit die „heißen Daten“ von tausenden Spendern aus NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland geschützt sind, hat der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuz ein modernes Rechenzentrum samt Laboren und Bürogebäuden errichtet. Standort: Hagen, Feithstraße.
In der Hausspendestation des neuen Zentrums für Transfusionsmedizin herrscht Hochbetrieb. Michael Schmidt liegt auf einer der 21 Liegen. Ein dünner Schlauch führt aus seinem Arm in eine Maschine, die leise klackert. In der Hand hält er einen kleinen Quetschball. Neben ihm auf der Ablage steht ein Glas Orangensaft. „Blutspenden, das gehört für mich einfach dazu“, meint er.
Vor der Spende einen Fragebogen beantworten
Vor der Spende musste Schmidt zu einer ärztlichen Untersuchung und einen Fragebogen beantworten. „Darunter sind auch intime Daten, die wir benötigen, um die höchstmögliche Sicherheit der Spende zu gewährleisten“, erläutert Pressesprecher Friedrich-Ernst Düppe. Das Gesetz schreibt vor, dass diese Angaben 30 Jahre lang gespeichert werden müssen. „Das neue Hagener Rechenzentrum ist auf dem neuesten Stand der Technik“, bestätigt Peter Vieler, EDV-Sicherheitsbeauftragter. Die Software wurde eigens von 15 Programmierern entwickelt. Der Zentralserver ist einbruchsicher, besitzt eine automatische Löschanlage mit Rauchansaugsystem und eine eigene Stromversorgung. Zusätzlich werden alle Daten in einem zweiten Rechenzentrum in Breitscheid gespeichert. Auch umwelttechnisch zeige die neue Architektur ihre Vorzüge: „Die Wärme, die die Großrechner produzieren, wird zur Versorgung der neuen Bürogebäude verwendet.“
Auslöser für den Neubau, der rund 5,7 Millionen Euro gekostet hat, war nicht nur die EDV-Sicherheit, auch die Spendestation und die Labore benötigten dringend eine Modernisierung. „Jetzt haben wir eines der größten und modernsten Labore in Europa“, sagt Pressereferentin Sabine Gräfe. Mit jedem Blutbeutel werden drei Röhrchen Blut abgenommen, die in Hagen untersucht werden. Bei rund 5000 Spenden aus den NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland kommen in Hagen also täglich 15 000 Proben auf den Labortisch. Der eigentliche Blutbeutel, aus dem Plasma, Thrombozyten und Erythrozyten gewonnen werden, bleibt vor Ort. Blutgruppe, HIV, Hepatitis, Malaria: Das Blut wird genau unter die Lupe genommen. Das Restrisiko, sich bei einer Transfusion mit dem HI-Virus zu infizieren, betrage 1:6 Millionen. Durch DNA-Tests kann die Krankheit schon vier bis sechs Wochen nach einer Ansteckung nachgewiesen werden.
Städtebauliches Highlight
Die Anwohner können außerdem sicher sein, dass Proben und abfallende Materialien verlässlich beseitigt werden. Sabine Gräfe: „In den Laboren gibt es keine Abflüsse. Alle Flüssigkeiten und selbst Wattepads werden speziell entsorgt. Auch die Fenster werden nie geöffnet.“
Oberbürgermeister Jörg Dehm verweist bei der offiziellen Einweihung des Transfusionszentrums darauf, dass der Blutspendedienst ein Partner ist, den die Stadt auf keinen Fall missen möchte. Der Neubau sei außerdem „ein städtebauliches Highlight – modern und funktional“.
Spenden können alle Männer und Frauen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Eine Obergrenze gibt es nicht. Ausnahmen stellen Zeiträume kurz nach einem Aufenthalt im außereuropäischen Ausland und nach einer Operation dar. Homosexuelle Männer dürfen bisher kein Blut spenden, „da mögliche Infektionen mit Sexualpraktiken zusammenhängen können“, so Pressesprecher Düppe. „Wir erproben hier im Hause gerade neue Fragebögen, die diesen Faktor genauer erfassen.“ Düppe spricht in diesem Zusammenhang allerdings von einem „Eiertanz“ zwischen höchstmöglicher Sicherheit und dem, was Spender bereit sind, preiszugeben.
Die Blutspende ist freiwillig und unentgeltlich. So werden keine Anreize gegeben, falsche Angaben zu machen, die ein Risiko verschweigen. Die Öffnungszeiten und weitere Infos werden auf www.blutspendedienst-west.de veröffentlicht.