Hagen-Mitte. .

Es wird eine Lücke ins Leben von Elke Koch reißen, wenn sie im Juli zum letzten Mal abends die Schlüssel umdreht, um ihr Ladenlokal an der Hochstraße zuzusperren. Es wird aber auch eine Zäsur für die Geschäftswelt der Hagener Mitte sein, wenn nach sage und schreibe 66 Jahren der wohl älteste Einzelhandelsladen in Hagen seine Pforten schließt. Kunstgewerbe Schmidt – das ist in Hagen ein kleines Stückchen Nachkriegsgeschichte.

Despektierlich könnte man es Krimskrams nennen, was in den Regalen und Auslagen drapiert zum Kauf angeboten wird. Freilich war es stets viel mehr, was Kunstgewerbe Schmidt in all den Jahrzehnten seiner treuen Stammkundschaft anzubieten hatte. Feinste, hochwertige Handarbeitsartikel. Original Seiffener Erzgebirgskunst, Schmuck, Kissen, Kerzen, Spiegel, Dekorationsprodukte, Porzellan, Holzschnitzarbeiten aller Art, Gläser, Tischdecken Kissen und, und, und.

Es war der 1. Dezember 1945. Hagen lag noch in Trümmern als Irmgard und Rolf Schmidt in der Kampstraße ihren Kunstgewerbe-Laden eröffneten. Elke Koch steht seit 1953 hinter der Ladentheke. „Ich habe das Geschäft hier von der Pike auf gelernt“, sagt die heute 72-Jährige. 1958 zog Kunstgewerbe Schmidt um in die Hochstraße.

Etwas Idealismus

Die Jahre vergingen. Rings um das kleine Lädchen in der Hochstraße wechselten Inhalte in den Schaufenstern und Inhaber hinter der Ladentheke. Kunstgewerbe Schmidt blieb eine Konstante. Viele Hagener wussten das zu schätzen. Im Jahr 1991, als ihre Tante Irmgard verstarb, übernahm Elke Koch das Geschäft, das Konzept blieb dasselbe. „ Man muss schon etwas Idealismus mitbringen, um so ein Geschäft zu führen“, sagt sie. Drei Wochen Sommerurlaub gönnte sie sich Jahr für Jahr. „Ansonsten stand ich an jedem Tag hinter der Theke, den mir der Herrgott geschenkt hat. Die Stunden kann ich überhaupt nicht mehr zählen.“

Im Juli beginnt für Elke Koch. die sich als Urur-Hagenerin bezeichnet, ein neuer Lebensabschnitt. Seit einigen Wochen hängt im Schaufenster ein Zettel mit der Aufschrift „Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe“. Die Produkte werden zu reduzierten Preisen angeboten. Die Regale und Auslagen leeren sich langsam. „Der Entschluss ist schwergefallen. Ich werde das hier sehr vermissen“, weiß die 72-Jährige, „Aber irgendwann muss ja auch einmal Schluss sein.“