Hagen. .
Mit Tränen in den Augen und nach Luft japsend saßen die Leute auf ihren Stühlen. Wobei sitzen hier wohl das falsche Wort ist. Sie hingen oder lagen eher drauf. Es schien beinahe so, als hätten sie Schmerzen. Obwohl die eigentlich erst am nächsten Tag durch Muskelkater im Bauch kommen sollten.
Schuld war Johann König. Er begeisterte die zahlreichen Zuschauer in der Stadthalle mit seinem neuen Bühnenprogramm „Total Bock auf Remmi Demmi“.
Mit seiner depressiv wirkenden Art zeigte er schnell, dass er auf den Auftritt in der „grünen Eckhalle“ eigentlich gar keine Lust hatte. So hatte er sich in einem Zwiegespräch noch am Morgen gefragt, wie es mit dem Auftritt in Hagen aussähe und nur gedacht: „Oh nee . . .“
Im Cordanzug mit gelbem Hemd
Nachdem er sich dann doch überwunden hatte und mit Cordanzug und gelbem Hemd die Zuschauer zum Staunen bringen wollte, bemerkte er nach 15 Minuten, dass er sich mit der Länge seines Programms komplett verschätzt hatte. „Kennt ihr das? Man ist noch nicht lange auf der Arbeit, aber vom Gefühl her ist es schon bald Feierabend.“
Lautes Gelächter war die Antwort auf seine Frage. Mit einer musikalischen Einlage zum Thema „Unterschiede beim Essverhalten von Männern und Frauen“ zeigte er dem Publikum bei diesem wie er selbst sagte „wenig besungenen Thema“ seine Vielfältigkeit und „brachte ein wenig Zeit „rum“.
Sätze auf weiten Umwegen
Seine Sätze fanden oft nur über weite Umwege zum Ende, so dass die Zuschauer und meist auch er selbst am Ende gar nicht mehr wussten, was er überhaupt sagen wollte. „Man kann gar nicht so richtig sagen, worüber er eigentlich geredet hat“, sagte Michael Schönig und fasste damit das Thema des Abends „Zeit mit Unsinn füllen“ zusammen.
So faszinierte der „Witzeschmied“ die Hagener mit bester Unterhaltung ohne Tiefgang und immer darauf bedacht, das Publikum nicht groß zu fordern.
Für die peinlichen Stellen, an denen „widererwartend“ kein Applaus kam, hatte der Wahlkölner eine kleine tänzerische Choreographie einstudiert, um die Zeit zu überbrücken und die Stille zu durchbrechen.
Bei zahlreichen Wutausbrüchen geriet der Entertainer in Rage, wobei ihm gelegentlich die Spucke nur so aus dem Munde flog. Pech für diejenigen, die in der ersten Reihe saßen. Die gesamte Show wirkte improvisiert, war jedoch gut durchdacht und pointiert.
Als leidenschaftlicher Autor und Liebhaber der Literatur präsentierte König auch seine neusten Gedichte. Zum Teil nur halb fertig und durchgehend sinnfrei erzeugte er mit seiner ganz speziellen Art der Lyrik anhaltende Lachkrämpfe.
In der Pause lag ein Buch aus, in das jeder seine Lieblingswitze schreiben konnte. So bezog er bei der Zugabe das Publikum mit ein und las einige Witze aus dessen Reihen vor.