Vorhalle. .

„Eigentlich ist es ein Skandal, dass es uns gibt“, findet Hans-Peter Naumann. Wenn es nach dem Vorhaller Gemeindepfarrer ginge, könnten der „Palette“ nur zu gerne die Kunden ausgehen. Doch als Vorsitzender weiß er auch: Ohne das Sozialkaufhaus wäre die Situation für viele Hagener Bürger noch viel schwieriger.

Im sechsten Jahr ihres Bestehens konnte die Palette sich am Samstag frisch renoviert im neuen Gewand präsentieren. Der verantwortliche Verein „Vorhaller Ökumene gegen Armut e.V.“ hatte den Räumlichkeiten in der Vorhaller Straße einen freundlichen Anstrich und sich selbst ein neues Logo verpasst: Zwei stilisierte Sprechblasen symbolisieren den Dialog, zu dem die Mitglieder Anstoß geben möchten. „Das passt sehr gut zum Konzept der Palette“, erklärt Naumann. „Nicht nur materielle Hilfe ist wichtig, wir wollen auch die kommunikative Armut bekämpfen.“

Zuletzt kamen immer
mehr junge Familien

Jeden Samstagvormittag öffnen ehrenamtliche Mitarbeiter die Pforten des Kaufhauses, das es Bedürftigen ermöglicht, zu minimalen Preisen einzukaufen. Meist ist die Schlange lang, die vor der Tür wartet: „Heute morgen waren etwa 60 Kunden hier“, erzählt die zweite Vorsitzende Kristina Klos. „Die Familien einberechnet erreichen wir damit wohl um die 150 Menschen.“ Nur ein kleiner Teil der Kunden kommt aus Vorhalle selbst, auch das Alter ist weitgestreut. „In letzter Zeit fallen mir besonders viele junge Familien auf“, bemerkt Geschäftsführerin Heidi Werner.

Nicht nur auf den günstigen Einkauf kommt es vielen an: Im integrierten Café, wo die Tasse Kaffee 20 Cent kostet, suchen sie Kontakt und gegenseitige Unterstützung; auch die Helfer haben immer ein offenes Ohr. „Die Palette soll mehr sein als nur Tüte abholen und gehen, das ist uns besonders wichtig“, sagt Hans-Peter Naumann und erzählt: „Ich habe hier unheimlich viel dazugelernt. Man hört so viele Geschichten, die zu einer Notsituation führen können. Vor kurzer Zeit habe ich zum Beispiel mit einem alleinerziehenden Vater gesprochen, der aus Krankheitsgründen seinen Job und alle bisherigen Zukunftsperspektiven verloren hat.“

Pauschale Aussagen ließen sich kaum treffen. „Betroffen macht uns natürlich, wenn Kunden der ersten Stunde die Hilfe bis heute benötigen.“ Jeder, der samstags nicht mehr bei ihnen vorbeischauen muss, ist für die Helfer ein Erfolgserlebnis – doch auch am nächsten Wochenende wird es wohl wieder eine lange Schlange sein, die vor der Tür der Palette wartet.