Westerbauer. .
Die Bilder sprechen für sich. Jürgen Zarnke ist kein Freund der großen Worte. Und so haben die Heimatfreunde die reizvolle Chance, sich ohne große Ablenkung auf eine optische Reise durch die Geschichte von Westerbauer zu machen, die die Vielfalt dieses von Industrie und Landwirtschaft geprägten Ortsteils im Westen der Stadt sowohl dokumentarisch wie auch gefühlsbetont widerspiegelt.
„Westerbauer - Bilder und Dokumente“ überschreibt Zarnke sein zweites Buch über die städtebauliche Entwicklung eines Hagener Stadtteils. Der erste Band war Wehringhausen gewidmet, zwei weitere über Haspe sind in Arbeit.
Zur Grundlage seiner akribischen und mit über 30-jähriger Sammlertätigkeit verbundenen Arbeit hat Heimatforscher Zarnke das Adressbuch von 1899 genommen. Damals war Westerbauer gerade ein Jahr nach Haspe eingemeindet. Die Nummerierung der Häuser geschah fortlaufend, grob dargestellt von Ost nach West. Prinzipiell folgt das Buch dieser Richtung, Grundstück für Grundstück, Haus für Haus. Wobei der Autor großen Wert darauf legt, dass seine Angaben zu einem großen Teil sowohl aus zeitgenössischen Quellen wie der Hasper Zeitung wie auch von „Ureinwohnern“ in Westerbauer stammen. Zarnke: „Die Bewohner haben mir nicht nur mit ihren Auskünften sehr geholfen. Sie haben mir auch Material gegeben und viele Fotos zur Verfügung gestellt.“
Diese Dokumente hat er zusammengestellt und in der Reihenfolge des historischen Adressbuches aneinandergefügt. Und wer glaubt, Westerbauer beginne an der Grundschötteler Straße und ende an der Stadtgrenze zu Gevelsberg, der wird eines Besseren belehrt. Denn im Osten treffen Haspe und Westerbauer bereits am Gosekolk aufeinander. Der Preselhammer von H. P. Winterhoff links der Ennepebrücke wurde bei der damaligen Gebäudenummerierung zu „Westerbauer 1“. Hier beginnt Zarnke seine vielfach mit historischen Zeichnungen, Ansichtskarten, Fotografien und aktuellen Gegenüberstellungen reichlich illustrierte Aufarbeitung der städtebaulichen Entwicklung von Westerbauer. Vom Fachwerk bis zum Bauhaus – Wohn-, Geschäfts- und Bauernhäuser der verschiedensten Baustile prägen das Ortsbild. Noch beherrschender aber ist die Industrie. Namen wie Gußstahlstahlwerk Wittmann, Klöckner (Hasper Hütte), Bovermann (später Felix Fiand), Fischer & Schmidt, Gummi Becker, Brandt Zwieback oder die Harkort’sche Fabrik lassen Erinnerungen wach werden.
Natürlich nicht zu vergessen die zahlreichen Kneipen und auf den alten Ansichtskarten idyllisch verzauberten Gasthöfe. Namen wie die „Weiße Rose“, die „Zur blauen Rose“, „Haus Stennert“, „Quambusch“ an der Kipper, „Schützenburg“, „Nordpol“, „Delle“, „Homberger Höh“ oder „Kursbrink“, der übrigens auch noch zu Westerbauer gehört, stehen für gemeinschaftliche Erlebnisse, als es die Vereinsamung durch elektronische Medien wie Fernsehen und Internet noch nicht gab.
Der 198-seitige Band endet wie das damalige Adressbuch mit den Anlagen rund um das „Juwel“ Gut Harkorten, die als „Westerbauer 247-260“ eingetragen waren. Es kostet 33 Euro. Es wird angeboten im Brandt-Museum im Haus Stennert, Enneper Straße 3 (Öffnungszeiten montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr). In der kommenden Woche wird Jürgen Zarnke dort anwesend sein und zu Gesprächen zur Verfügung stehen.