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Wenn vietnamesische Frühlingsrollen neben Samosa aus Indien und türkischen Baklava das Büfett zieren ist entweder eines der zahlreichen Multi-Kulti-Feste im Gange oder der ganz große Tag der 15 Frauen aus dem Nähstübchen des Werkhofes. Die stellten jetzt ihr eigenes Kochbuch „Aus dem Nähstübchen geplaudert – Rezepte aus aller Welt“ im Rahmen eines Familiennachmittages vor.

„Die Frauen haben den ganzen Vormittag lang die Gerichte gekocht, die sie jetzt auf dem Büfett präsentieren“, sagt die Sozialpädagogin Marion Stahl. Als angerichtet war, setzten sich die Hobby-Köchinnen voller Stolz und mit großem Appetit an die Tafel und luden gleich alle am Werkhof Beschäftigten zum gemeinsamen Essen ein.

Sozialkontakte knüpfen

Das Ganze hat allerdings einen ernsthaften Hintergrund. Denn sämtliche Teilnehmerinnen haben zum einen Migrationshintergrund und zudem keinen Job. Das führte sie im Werkhof zu einer gemeinsamen Maßnahme zusammen: vier Tage Nähstübchen, einen Tag lang Deutschunterricht. So sehen für sechs Monate die Wochen aus.

Im Vordergrund steht für die Damen aus der Türkei, Indien, China, Korea, Russland und anderen Nationen weniger die reale Chance auf einen späteren Berufseinstieg, als vielmehr neue Sozialkontakte und die Erweiterung der Sprachkenntnisse. „Über den Deutschunterricht sind wir auf das Kochen gekommen“, sagt Deutschlehrerin Katharina Jeschak. „Die Rezepte boten uns einen guten Sprechanlass.“

So entstand ein kleines Projekt innerhalb der Maßnahme, das nun in dem Kochbuch mündete, das für vier Euro am Werkhof zu haben ist. Die Frauen haben verschiedene Rezepte zusammengetragen, in der Werkhof-Küche gekocht und probiert. „Wir haben alle gerne Gerichte aus den anderen Nationen gekostet“, sagt Betül Uzun, die die anderen Frauen schnell zur Küchenchefin gemacht hatten. „Bei uns zu Hause gibt es jetzt öfter Frühlingsrollen oder Glücksrollen. Die Kinder lieben das.“

Das gesamte Projekt darf als Erfolg gewertet werden. Denn die Frauen schließen in der Tat Freundschaften außerhalb ihres eigentlichen sozialen Umfeldes. „Es geht aber auch darum, wenigstens Grundkenntnisse im Schneidern zu vermitteln“, sagt Berta Pavlicenko aus Kasachstan, die das Nähstübchen leitet. Dort entstehen Kissen oder Puppen, die zum Selbstkostenpreis verkauft werden.

Die Maßnahme wird durch die Arge fördert. „Wir sind begeistert“, freut sich Guido Blankenagel von der Arge. „Die Frauen lernen Deutsch, dazu erlangen sie Grundkenntnisse für berufliche Tätigkeiten und erweitern ihre sozialen Kontakte. So beginnt Integration.“ Auch wenn sie selbst nicht viel haben, haben sie gesammelt, anderen Menschen zu helfen. „Wir haben 115 Euro für die Opfer in Japan gesammelt“, sagt Betül Uzun. „Das ist zwar nicht viel, aber es war uns trotzdem wichtig.“ Und das macht die Spende zu einer ganz besonderen Sache.