Hagen. .

Er fühlte sich von der Arge schlecht behandelt, schikaniert, im Stich gelassen. Deshalb steckte Detlev N. (51) aus Wut ein Mehrfamilienhaus an. Das Feuer brachte mehrere Bewohner in Lebensgefahr. Seit Freitag verhandelt das Landgericht die schwere Brandstiftung.

Der Mann schiebt seinen Kugelbauch behäbig in die Anklagebank. Er wirkt genervt und pampig. „Ich äußere mich nicht“, klingt es geradezu trotzig. Detlev N., Halbglatze und graues Kinnbärtchen, scheint nicht nur an diesem Morgen ein schwieriger Mensch zu sein. Selbst sein Verteidiger Thorsten Merz bekommt zu ihm keinen rechten Zugang.

Bis 2006 arbeitete N. auf einem Friedhof, hob mit dem Bagger Gräber aus. Dann wurde er arbeitslos, es ging steil bergab. Ein Gastspiel im Werkhof noch - und zurück in die Arbeitslosigkeit. „Mir fehlte das Geld an allen Ecken.“

Die wörtlichen Zitate stammen aus dem Polizeiprotokoll. Auf der Wache hatte Detlev N. noch viel geplaudert: Dass, als der harte Winter kam, er keine Heizung hatte. Angeblich war die Arge schuld: „In meiner Wohnung war es extrem kalt. Wie im Eisschrank.“

Da kochte diese unbeherrschbare Mischung aus ohnmächtiger Verzweiflung und aufschäumendem Hass in ihm hoch. Detlev N. wollte sich an der Sozialbehörde rächen. „Dafür, dass es mir so dreckig ging.“ Am Ende traf es unschuldige Hausbewohner, arglos schlafende Nachbarn.

Sachschaden in Höhe von 50 000 Euro

Die Vorwürfe: 4. Oktober 2010, 4.30 Uhr morgens, Pelmkestraße in Wehringhausen. Detlev N. durchtränkt in seiner Zweiraumwohnung die Bettmatratze mit Nitroverdünnung, stellt eine heiße Kochplatte darunter, die er mit Zeitungspapier bedeckt. Im Wohnzimmer verteilt er den Alkohol in Schubladen und auf dem Sessel. In der Küche kippt er einen weiteren Liter Nitro aus, stellt eine Propangasdose dazu und schaltet einen Tauchsieder ein. Dann verlässt er fluchtartig den Ort.

Kurz drauf brennt das Sieben-Familien-Wohnhaus. Die Butangasdose explodiert und reißt die Anwohner aus dem Schlaf. Feuerwehrleute retten eine Nachbarin und ihre 16 Monate alte Tochter vor den Flammen. Der Sachschaden beträgt über 50 000 Euro.

Dem Angeklagten droht die Unterbringung in der Psychia­trie. Dienstag (5. April 2011), 11 Uhr, wird das Verfahren fortgesetzt.