Hagen. .

Die Stadt Hagen wird Modellregion bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellte am Freitag in Düsseldorf das Projekt „Kurve kriegen“ vor, das helfen soll, dass strafrechtlich auffällig gewordene Kinder und Jugendliche nicht weiter in die Kriminalität abgleiten und zu Intensivstraftätern werden.

Hagen ist eine von acht Modellregionen landesweit, für die die Landesregierung im Haushalt 2011 insgesamt rund neun Millionen Euro zur Verfügung stellt. Der Projekt­start ist für den Sommer geplant. Wie viel Geld nach Hagen fließt, könne noch nicht beziffert werden, hieß es am Freitag aus dem Innenministerium.

Anteil der Jugendlichen an den Intensivtätern bei 34 bis 40 Prozent

Im Polizeipräsidium auf der Hoheleye werden statistisch als Intensivstraftäter Kriminelle geführt, die innerhalb eines Jahres fünf Straftaten oder mehr begonnen haben. Im vergangenen Jahr gab es demnach stadtweit 239 Intensivstraftäter. 34 Prozent davon waren Jugendliche. Im Jahr 2009 erfasste die Kriminalitätsstatistik 287 Intensivstraftäter, von den 40 Prozent jünger als 21 Jahre alt waren. Im Jahr 2008 lag der Anteil der Jugendlichen bei Intensivstraftätern bei 34 Prozent.

„Die Kreise und Städte für die Umsetzung des Konzeptes wurden insbesondere nach der Kriminalitätsbelastung durch junge Mehrfach-Tatverdächtige ausgewählt“, sagte Minister Jäger. Hagen weise im Bereich Jugendkriminalität für eine Stadt dieser Größe und Sozialstruktur allerdings keine Auffälligkeiten auf, so Ministeriumssprecher Ulrich Hermanski auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das es in Hagen mehr Jugendkriminalität gibt wie im Sauerland liegt auf der Hand.“ Hagen sei seitens des Ministeriums ausgewählt worden, „weil wir überzeugt sind, dort mit dem Projekt erfolgreich zu arbeiten.“

Kein Kind wird als Intensivtäter geboren

Die Polizei soll junge Täter durch verstärkte Ansprache, sozialpädagogische Betreuung und Lebenshilfe auf den richtigen Weg bringen. Ins Visier nehmen die Behörden insbesondere Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 15 Jahren, die erstmals auffällig wurden. Polizei und Jugendamt sollen eng zusammenarbeiten. Es sollen auch externe Fachleute hinzugezogen werden. Auf jede Straftat der Kinder und Jugendlichen soll sofort eine pädagogische Maßnahme erfolgen. „Kein Kind wird als Intensivtäter geboren. Wir können gegensteuern, wenn wir in der Lage sind, eine drohende kriminelle Entwicklung frühzeitig zu erkennen“, sagte der Minister. Eltern sollen in das Konzept mit einbezogen werden. Auch sie bräuchten häufig Unterstützung. Eltern der Kinder würden zu Hause aufgesucht und erhielten ebenfalls Angebote wie soziale Trainings.

Oberbürgermeister Jörg Dehm und Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer begrüßten in einer Stellungnahme, dass Hagen als Modellregion ausgewählt wurde. „Damit wird nicht nur eine Gefährdung des Kindes oder Jugendlichen selbst abgewendet, sondern wir können auch gleichzeitig Straftaten vorbeugen und vermeiden, dass Menschen Opfer von Straftaten werden“, sagte Frau Steinhauer. In Kürze soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt und Polizei unterzeichnet werden.