Natürlich ist die Werdestraße nicht die einzige Ecke in dieser Stadt, die eine Grundreinigung und ein Augenmerk nötig hätte. Und natürlich ist das Bahnhofsumfeld ein besonders problematischer Raum. Auch mag es durchaus vorkommen, dass sich Zuständigkeiten in Sachen Stadtsauberkeit nicht von der einen auf die andere Minute klären lassen. Was aber an dieser Stelle zu kritisieren ist, das ist die Ignoranz von Behörden. Wenn Eltern das Ordnungsamt auf Verschmutzungen oder gar Gefahren, die von benutzten Fixerspritzen am Straßenrand ausgehen können, hinweisen, dann gehört der Fall im Rathaus dokumentiert und gegebenenfalls anschließend an die richtige Stelle delegiert. Mit der lapidaren Abweisung „wir sind nicht zuständig, wenden Sie sich an die Bahn“ ist wahrlich niemandem geholfen.

Vielmehr stößt die Stadt gerade jenen Bürgern vor den Kopf, die sich wenigstens mit ihrem Hinweis noch einsetzen für ein sauberes und damit doch auch vorzeigbares und liebenswertes Hagen. Das gilt übrigens auch für die Polizisten, die sehenden Auges an den unhaltbaren Zuständen vorbeigeschritten sind und den Bürgern, die sie ja um Hilfe gebeten hatten, Eigeninitiative verordneten. Es wäre doch ein Leichtes gewesen, in der Dienststelle die zuständigen Kollegen vom Betäubungsmittel-Dezernat auf die Häufung von Spritzen hinzuweisen.

Ordnungspartnerschaft, so scheint es, muss erst einmal im eigenen Laden Fuß fassen bevor sich die verschiedenen Behördenvertreter dann an einen Tisch setzen, um über Zuständigkeiten zu sprechen. Denn bekommen die Bürger das Gefühl, dass sie mit ihren Anregungen und Hinweisen auf Missstände nicht ernst genommen werden, rückt ein „sauberes Hagen“ immer mehr in weite Ferne.

Andreas Reitmajer