Hagen-Mitte.

Karneval ist eine bierernste Sache. Zumindest in Westfalen. Da hält sich die Fröhlichkeit nicht auf der Straße auf, sondern in geschlossenen Räumen. An Weiberfastnacht geht was ab - in Rathäusern und Kneipen. Das kommunalpolitische Epizentrum Hagens bebte Donnerstagvormittag verhalten. Trotz der verwaltungsinternen Aufforderung durch Oberbürgermeister Jörg Dehm, ihn beim Feiern tatkräftig zu unterstützen. Die Dezernenten- und Bürgermeisterriege war ihrem obersten Jecken gefolgt. Auf konfettibuntem Hintergrund hatte Dehm seine 3 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per e-Mail dazu aufgefordert, ab 11 und bis mindestens 14 Uhr in der Lobby des Ratssaals mitzufeiern. Wer das tat, tat seiner Arbeitszeit damit keinen Abbruch. Wer sich bei Dehm zum Schunkeln einhakte, tat dies „selbstverständlich im Rahmen seiner Dienstpflicht“. Man las und staunte: In der vergangenen Session mussten sich die städtischen Bediensteten dafür ausstempeln. „Entweder wir feiern im Rathaus oder nicht“, wischte Dehm unter der Narrenkappe jede Kritik von der Theke. Im vergangenen Jahr habe er sich so einsam gefühlt an der fröhlichen Front. Viel mehr waren Donnerstag nicht gekommen.

Hinter der Theke saß DJ Ecki und ließ lustig-kölsch „Bütze es nit schwer“ aus der Dose erschallen. Küssen, das gebührte der holden Weiblichkeit - angeführt von Nicole I. Mit allem Zipp und Zapp zogen die Mädels pünktlich um 11.11 Uhr ins Rathaus ein.

Sie brachten immerhin Stimmung mit, man(n) schunkelte sich ein. Dann war es soweit: Der OB musste dran glauben und den Schlüssel rausgeben.

Erbarmungslos zog Nicole I. die Schere aus dem Ornat und schnippschnapp war die Krawatte ab. Den Schlüssel fest in der Hand verkündete die Prinzessin, dass er bei ihr gut aufgehoben sei. Denn: „Wir leben gern in Hagen. Hagen ist unsere Heimat, wir sind gern Hagener Bürger.“ Die nächsten tollen Tage hat sie allein vor der Brust. Noch ist nicht sicher, ob Prinz Wolfgang I. gesundheitlich auf der Höh’ sein wird. Sie hofft auf das Beste für ihren Prinzen - und auf „Schalker Wetter“, wie es Nicole I. als bekennende Blau-Weiß-Anhängerin umschreibt - frei nach dem Motto „Ob Sport, Kultur und Karneval - Hagens Jecken sind immer am Ball“.