Hagen. .

Uwe Zirbes und sein Hummer-Racing-Team schrauben seit Oktober in einer Werkstatt in Hagen - am stärksten Hummer der Welt. Zum Einsatz kommen soll das Monster bei einer Wüsten-Rallye in Mexiko.

Mehr als 1900 Kilometer durch die Wüste. Steine, Sand und fast immer Vollgas. Draußen brennt die Sonne im November bei 30 bis 40 Grad, drinnen im Hummer H1 werden es bis zu 75 Grad. „Dagegen“, sagt Uwe Zirbes, „ist die Dakar wie ein Kindergeburtstag.“

Von Priorei nach Mexiko ist es weit. Das nächste Ziel von Uwe Zirbes trotzdem ganz nah. „Bei der Baja 1000 stehen zwei Millionen Leute allein beim Start an der Strecke. Da herrscht im ganzen Land der komplette Ausnahmezustand. Das ist der Wahnsinn“, sagt er. Der Mann aus Wetter, dessen Hummer-Racing-Team in einer Werkstatt im Volmetal seit Oktober eine neue Heimat gefunden hat, will die außergewöhnlichste Rallye der Welt fahren. Mit 650 Pferdestärken unter der Haube. Im stärksten Hummer der Welt.

Zirbes, der Riese, der einst Maurer gelernt hat und heute mit eigener Agentur „Head Hunter“ für Top-Unternehmen Führungskräfte rekrutiert, ist der Auffassung, dass man mit festem Willen alleine alles schaffen kann. Auch die Strapazen, die einem eine Wüsten-Rallye wie die Baja 1000 auferlegt. 38 Stunden ist das Zeitlimit, das die Teams einhalten müssen. Zirbes (47) fährt vom Start weg mit seiner Frau Bettina (48) als Co-Pilotin die Hälfte der Strecke - ohne Unterbrechung. Dann darf ein mexikanischer Champion ran.

Zirbes ist deutscher Offroad-Rallye-Meister

Champion ist Zirbes auch. Deutscher Offroad-Rallye-Meister. Zweimal hintereinander hat er diesen Titel 2008 und 2009 geholt. Und dabei ist er anfangs nur milde belächelt worden. Mit einem Hummer, diesem Riesenschiff, das in der Version H1 vor allem bei den US-Streitkräften zum Einsatz kam, können man doch keinen Blumentopf gewinnen, wurde ihm gesagt, als er nach einer möglichen Registrierung fragte.

Blumentöpfe nicht. Dafür Pokale - reichlich Pokale. „Das hat mich viel Energie und Willen gekostet“, sagt Uwe Zirbes, der allen Vorbehalten zum Trotz einen 350-PS-Wagen an den Start brachte. „Fakt ist - der Hummer ist der stärkste Geländewagen. Zeit, die ich auf der Strecke liegen lasse, hole ich an anderen Stellen wieder rein. Ich kann durch einen 1,20 Meter tiefen Fluss fahren, als wäre das nichts.“

Uwe Zirbes war einer der ersten Hummer-Fahrer der Republik. „Es fasziniert mich, anders zu sein als andere und das Unmögliche möglich zu machen“, sagt er, „was normal ist, macht mich nicht an.“

Normale Werkstätten stoßen irgendwann an ihre Grenzen

Also fährt Zirbes, der früher einmal mit Motorrädern über Sandbahnen gerast ist, in dem Extrem-Geländewagen, der nicht mehr gebaut wird, mit der Familie durch die Wüste und fasst den Entschluss, Rennen zu fahren. „Die Kraft - die ist beeindruckend. Ich kenne niemanden, der nicht schluckt, wenn er neben dem Auto steht und der Motor gestartet wird.“

Fernsehsender und Fachmagazine werden schnell auf ihn aufmerksam. „Immer wieder haben mich Hummer-Fahrer angerufen und um Tipps gebeten“, sagt Zirbes. „Normale Werkstätten stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Bei uns arbeiten Mechaniker, die früher bei der Army Hummer geschraubt haben.“ Zwei Monate beträgt die Wartezeit für Kunden, die ein Problem mit ihrem Hummer haben oder ihn aufmotzen wollen.

Das Auto ist für Zirbes auch Prestigeobjekt - aber eines, dass sich in ökonomischer und ökologischer Hinsicht auszahlt. „Der Hummer wird nicht mehr gebaut. Die Preise ziehen an“, sagt er. „Natürlich ist der Wagen ein Spritfresser. Aber das ist ein Audi R8 auch. Es gibt aber kein einziges Teil, dass man nicht wieder verwerten kann.“

Ankommen ist das Ziel

Wiederzuverwerten gibt es reichlich. Denn der Hummer H1 wird seit langen Monaten (ursprünglich in Bochum, jetzt in Priorei) für die Baja 1000 vorbereitet. Drei Mechaniker schrauben zehn Stunden - täglich. Und trotzdem bleibt das Ziel von Uwe Zirbes bescheiden: „nur“ ankommen. „400 Fahrzeuge starten. Die Ausfallquote liegt bei 70 Prozent. Jeder, der das Ziel erreicht, wird von den Menschen gefeiert wie ein Sieger“, sagt Uwe Zirbes. „Dass ich da bei den Weltbesten der Offroad-Szene mitfahre, ist so, als würde Otto-Normal-Verbraucher gegen Sebastian Vettel auf die Strecke gehen.“

Dabei muss sich der Aufwand, den die stärksten Teams betreiben, nicht hinter dem eines Formel-1-Teams verstecken. „Im letzten Jahr habe ich an der Strecke gestanden. Ich habe den Sieger von 2008, Roger Norman, kennengelernt“, sagt Uwe Zirbes. „Der war mit 150 Mechanikern an der Strecke. Da haben wir keinerlei Siegchancen.“ Alleine in einem der zahlreichen Lkw-Auflieger haben 15 Leute gesessen und die Daten des Autos ausgewertet.

„Wenn wir in Deutschland mit unserem Auflieger zu den Veranstaltungen gekommen sind, haben viele geguckt“, sagt Uwe Zirbes. „Da drüben aber bin ich ein ganz kleines Licht.“