Hagen. .

Auf den Stufen einer ehemaligen Buchhandlung in Hagen fand Rebecca Mai ein Fotoalbum. Ein altes Fotoalbum mit Bildern, die mehr als 100 Jahre alt sein dürften und die Geschichte einer Familie dokumentierten. Jetzt wird der Besitzer gesucht.

Rebecca Mai (16) hatte eine Freistunde, die wollte die Schülerin des Fichte-Gymnasiums zusammen mit einigen Freundinnen zu einem Bummel in der Innenstadt nutzen. Aber was lag denn da, weinrot und ins Auge fallend, auf den Stufen der ehemaligen Buchhandlung ­Kersting? Ein Buch? Ein Foliant? Ein Aktenordner? Ein Fotoalbum.

Es ist gewiss nicht irgendein Album, das die Mädchen fanden und das Rebecca Mai („Einige Seiten waren vom Regen durchweicht“) mit nach Hause nahm. Zumindest für den Besitzer dürften die Fotos einen unschätzbaren Wert besitzen. Denn die Bilder erzählen über mehr als 100 Jahre und drei oder vier Generationen hinweg, die Geschichte einer Familie. Wer seine Nase in das Album steckt, der atmet den Geruch des 19. Jahrhunderts ein, als die Polizisten noch Pickelhauben trugen, die Männer schneidige Uniformen und Kaiser-Wilhelm-Schnäuzer, die Damen bis zum Hals hochgeschlossene, züchtige Kleider und die Kinder Matrosenanzüge. Die alten Schwarz-Weiß-Fotografien sind auf Karton geklebt und haben die Zeitl­äufe ungewellt und ohne Risse und Runzeln überstanden, sie haben nichts von ihrem alten Glanz verloren. „Ich wünschte, in meiner Familie gäbe es auch ein solches Album“, seufzt Eva Mai (43).

Das älteste Foto ist von 1878

Rebeccas Mutter hat sich die 164 Fotos genau angeschaut, sie ist selbst Ahnenforscherin und hat die Reihe ihrer eigenen Vorfahren bis 1690 zurückverfolgt, sie hat aus den kurzen Begleitbemerkungen unter den Fotos den Schluss erzogen, dass das Albaum wohl einer Frau Lübke, geboren am 20. August 1902, gehörte. Der Vorname sei leider unleserlich-verwischt, berichtet Eva Mai: „Aber aus weiteren Bildtexten geht hervor, dass der Vater der Frau ein Carl Lübke aus Celle war, die Mutter eine geborene Hövelmann aus Dortmund.“

Das älteste Foto des Albums - datiert von 1878 - zeigt eben diesen Vater, als er selbst noch ein Kind war, im Konfir­mationsanzug. Dagegen scheint Onkel Jürgen, der, wie es in den Zeilen unter dem Bild heißt, „den Hof als Junggeselle bewirtschaftete, aber lieber Bücher las“ und den eine Aufnahme von 1880 mit abgetragener Joppe, Zigarre und fesch herausgestelltem Schal porträtiert, das schwarze Schaf der Familie gewesen zu sein.

Wer weiß, wem das geheimnisvolle Album gehört?

Wie auch immer: Wem gehört das Album mit den ­faszinierenden Fotografien? Und vor allem: Wie gelangte es auf die Treppenstufen? „So ein Album ist doch ein wertvoller, persönlicher Besitz“, überlegt Eva Mai. „Das wirft ja niemand weg.“ Und man kann es auch nicht verlieren, wie man ein Taschentuch oder ein Feuerzeug verliert.

Wer weiß, wem das geheimnisvolle Album gehört oder was es mit den Familien Lübke und Hövelmann auf sich hat, kann sich in der WP-Redaktion unter 9174181 melden.

Zu Hagen direkt scheinen die auf den Fotos dargestellten Personen keine Verbindung zu haben. Und doch wurde das Album in der Volmestadt gefunden. . .