Hagen. .

Eine Gesellschaft ohne ehrenamtliches Engagement ist undenkbar. Momentan – und künftig erst recht. Daher stand der Neujahrsempfang der Freiwilligenzentrale, der Stadt Hagen und der Sparkasse unter dem Motto „Die Zukunft des Ehrenamtes“.

Vor 200 Gästen – allesamt ehrenamtlich engagiert in Vereinen und Einrichtungen – bedankte sich Sparkassen-Chef Frank Walter bei den Anwesenden im Karree: „Sie alle schenken wertvolle Zeit - dem Ehrenamt und damit häufig auch Bedürftigen.“ Oberbürgermeister Jörg Dehm bekannte offen, dass aus Gründen der Finanzknappheit „die öffentliche Hand nicht mehr alles tun, nicht mehr alles erledigen kann“, übermittelte den Gästen aber auch eine gute Nachricht: die Benennung eines Ehrenamtsbeauftragten – Peter Mook – innerhalb der Verwaltung.

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Stephanie Krause, hauptamtliche Leiterin der Freiwilligenzentrale (FZ) Hagen, stellte das Modell „Ehrenkarte NRW“, an dem sich Hagen beteiligt, vor. FZ und Verwaltung wollen Anfang 2012 die Vergünstigungskarte einführen und sich damit 95 NRW-Kommunen (unter anderem Herdecke, Wetter und Witten) anschließen. „Heimische Betriebe und Vereine sollen mitmachen. Gewährt werden könnten zum Beispiel freier Eintritt in Museen, zu Konzerten oder Sportveranstaltungen sowie kostenlose Wanderkarten“, erläuterte Krause. Ehrenämtler müssten lediglich nachweisen, dass sie fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden jährlich unentgeltlich „für eine gute Sache“ tätig seien. Am Mittwoch wollen Vertreter der Freiwilligenzentrale und Ehrenamtsbeauftragter Peter Mook eine Ehrenamts-Veranstaltung des Ministeriums für Familie, Kultur und Sport in Düsseldorf besuchen, um sich mit anderen Kommunen auszutauschen.

„Interessen-Matching heißt das Ziel“

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stand die Frage „Wie kann das Interesse der Wirtschaft am Ehrenamt geweckt werden?“ im Zen­trum. Gerd Schießer, Geschäftsführer der neu eingerichteten Hagen-Agentur, ist sich des Problems bewusst: „Natürlich, ehrenamtliches Engagement taucht in keinem Quartalsbericht und keiner Gewinn- und Verlustrechnung auf. Doch wir wollen versuchen, Unternehmen und soziale Einrichtungen ähnlich wie beim ,Speed Dating’ zusammenzubringen. Interessen-Matching heißt das Ziel. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die Stadt Bielefeld mit ihrem ,Markt der Unterstützung’, bei dem übrigens kein Geld fließt.“

Caritas-Geschäftsführer Wolfgang Röspel unterstrich, dass Vereinsarbeit ein guter Ausgleich zum stressigen Job sei: „Der Mitarbeiter selbst ist entspannter und auch motivierter bei der Arbeit.“ Melanie Purps, Vorsitzende des ­Trägervereins der Freiwilligenzentrale, will den Mittelstand stärker einbeziehen, denn „bürgerschaftliches Engagement bringt auch den Unternehmen viel. Das erlangte Wissen kann im täglichen Job eingebracht werden“.

Frank Fischer, Vorsitzender des Jugendrings, betonte, dass hauptamtliche Mitarbeiter Ehrenämtlern zur Seite stehen müssen. Fischer sieht den Lohn für freiwillige Arbeit – gerade im Jugendbereich – in gewonnener Selbstsicherheit und der Fähigkeit, Konflikte besser zu lösen. „Außerdem dient ehrenamtliche Arbeit oft als Wegweiser für Ausbildung und Studium.“