Hagen.

Seit mehr als 40 Jahren garantiert der Name „Grobschnitt“ großes Spektakel für Ohren und Augen. Versteht sich von selbst, dass die Krautrocker am Samstagabend in der Stadthalle noch einmal alle Register ziehen, bevor sie sich für ungewisse Zeit in eine kreative Pause verabschieden.

Das Publikum feiert sie schon, bevor auch nur eine Note gespielt ist: Aus ganz Deutschland sind Fans gekommen. Sie bekommen, was sie erwarten: Es knallt und qualmt, sphärische Klangflächen wechseln sich mit verzerrten Gitarrenwänden ab, allerlei skurrile Geschöpfe entern die Bühne - und das fast dreieinhalb Stunden lang. „Es dauert wieder etwas länger heute“, warnt Gitarrist Milla Kapolke im Voraus augenzwinkernd. Was den Kultfaktor betrifft, legen Grobschnitt die Latte sofort hoch: Gleich vorneweg tischen sie erstmals in Hagen ihr Märchen „Rockpommels Land“ in voller Länge auf. Was mit lyrischem, mehrstimmigen Gitarrenspiel beginnt, bläst sich in einer guten Stunde zum gewaltigen Epos auf. Anschließend kommt das umfangreiche deutschsprachige Repertoire zum Zug. „Razzia“ und „Illegal“ rocken mit knackigem Sound, bei „Wir wollen leben“ wird Sänger Stefan „Willi Wildschwein“ Danielak inbrünstig vom Publikum begleitet.

Letztendlich ist es aber vor allem ein Stück, ohne dass die Band die Bühne nicht betreten darf: Als einstündiger Monolith krönt „Solar Music“ das Programm. Mit ausgedehnten Soli, Pyrotechnik, Lasershow und der angemessenen Wagenladung Theatralik kulminiert das Lebensgefühl der Siebziger Jahre. Auch nach Jahrzenten ist die Wirkung offenbar ungebrochen: „Gigantisch“ und „Wieder ein echtes Erlebnis“ lauten die Reaktionen im Publikum. Dort finden sich viele Fans aus alten Zeiten, aber längst auch deren Sprösslinge - genau wie auf der Bühne, die die zweite Generation mit Manu Kapolke, Stefan „Nuki“ Danielak jr. und Demian Hache längst in Besitz genommen hat.

Vier weitere Zusatzkonzerte sind noch geplant, dann ist erst einmal Schluss. Dass das nicht zu lange dauern wird, darauf macht „Willi Wildschwein“ Hoffnung: „Aufhören, wenn es am schönsten ist? So ein Quatsch!“