Das erhoffte positive Signal aus Düsseldorf blieb bei einem ersten Gespräch aus. Zwar steht das Land NRW noch immer solidarisch zu seinen 17 städtischen Theatern, doch mehr als diese Solidaritätsadresse und einmalig 4,5 Millionen Euro in 2011, das wären bei gleicher Verteilung 264 706 Euro pro Theater, sind offenbar nicht bezahlbar. Schließlich hat das NRW-Verfassungsgericht der Landesregierung deutlich gemacht, dass weitere Kreditaufnahmen nicht getätigt werden dürfen. Das war in Düsseldorf wohl schon Montag absehbar.

Dieser Ausgangspunkt ist für das Hagener Haus von besonderem Interesse. Hatte die Politik doch stets auf einen 20-prozentigen Zuschuss gepocht. Ansonsten sei das selbstbespielte Mehrspartenhaus nicht zu halten, heißt es etwa im Haushaltssicherungskonzept. Die Konsequenz wäre demnach die Einleitung des Szenarios „Actori B“. Das hieße im Kern Auflösung von Sängerensemble, Orchester und Chor und Ausweitung der Gastspiele.

Diese Konsequenz möchten die Hagener Entscheidungsträger im oder direkt nach dem hundertjährigem Jubiläumsjahr freilich nicht ziehen. Die 20 Prozent Zuschuss des Landes, immerhin rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr, scheint es jedoch nicht zu geben. Auch wenn nun allseits Verwunderung darüber kommuniziert wird, kann das kaum überraschen. Schließlich stehen nicht wenige andere Städte vor den gleichen finanziellen Problemen und auch das Land ist klamm.

Die Strategie der Politik scheint nun zu sein, weiter zu verhandeln und zu hoffen, dass sich das Land bis zum Stichtag am 31. Dezember 2012 bewegt. Parallel soll an einer neuen Rechtsform gearbeitet werden. Aber was passiert eigentlich, wenn sich das Land nicht oder nur wenig bewegt? Gibt es dann am Neujahrstag 2013 einen Trauermarsch, der das Theater unter Krokodilstränen zu Grabe trägt und den schwarzen Peter nach Düsseldorf schiebt?

Die Signale sollten nun realistisch eingeschätzt werden. Es bleiben zwei Jahre Zeit, um einen Plan B zu entwerfen. Wenn Actori B nicht gewollt ist und das Land die jährlichen 2,5 Millionen Euro nicht dauerhaft und verlässlich zusagt, dann müssen andere Lösungen gefunden werden. Diesbezüglich sind nun die Kulturverwaltung und der zuständige Beigeordnete Dr. Herbert Bleicher ebenso gefordert wie die Theaterleute und ihre wortgewaltigen Gönner. Auch der Politik ist es nicht verboten, alternative Wege aufzuzeigen. Vor allem muss ein Ziel ins Auge gefasst werden, das von allen Beteiligten angestrebt werden kann. Denn ohne Ziel sind alle Wege richtig. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die Verhandlungen und die politischen Entscheidungswege mitunter sehr lang sein können. Deshalb sind schon heute die ersten Schritte und Weichenstellungen erforderlich.

Wenn das parteiübergreifende Bekenntnis zum Theater kein Lippenbekenntnis bleiben soll und über die Jubiläumsspielzeit hinaus von Bestand sein soll, gilt es nun loszulegen. Bis zum 31. Dezember 2012 muss eine Lösung gefunden sein, wie die Kosten weiter um die gewünschten 2,5 Millionen Euro reduziert werden können. Sollten dann dennoch Landesmittel fließen, umso besser. Ansonsten gibt es nur zwei Möglichkeiten: Actori B oder die Politik entscheidet unmissverständlich, dass der Zuschuss in heutiger Höhe dauerhaft erhalten bleibt. Beides ist allerdings nicht unbedingt erwünscht.