Hagen.
Durch einen scheinbar genialen Trick mit einer Packstation wollte Stefan M. aus Hagen reich werden. Das Schöffengericht verurteilte ihn jetzt wegen Betrugs zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.
Da sitzt Stefan M. (30), strähniges Haar, aufgedunsenes Gesicht, auf der Anklagebank des Schöffengerichts. Der Mann aus Emst bezeichnet sich als „selbstständiger Webdesigner“. Ein Kreativer also. Kreativ auch seine Idee, ans schnelle Geld zu kommen. Die Anklageschrift nennt es „gewerbsmäßigen Betrug“.
Pakete gibt man heutzutage nicht mehr am Schalter auf, dafür sind jetzt die „Packstationen“ da. Rund 2500 dieser Automaten hat DHL, die Pakettochter der Deutschen Post, inzwischen bundesweit an Straßenrändern aufgestellt. Unter anderem auch an der Feithstraße 84 in Hagen.
Mysteriöses Verschwinden
Dort, an der „Packstation Nr. 103“ war Stefan M. von März bis Mai letzten Jahres so etwas wie ein Stammkunde. Er legte regelmäßig Pakete in den Automaten ein - und diese Pakete verschwanden ebenso regelmäßig auf höchst mysteriöse Weise, ohne die Empfänger jemals zu erreichen.
8. März 2010, der erste Fall: Stefan M. liefert an der Packstation sein erstes Paket ein, das heißt, er täuscht es dem Automaten nur so vor. Zuerst wird mit dem eingebauten Scanner der Barcode der Versandmarke gelesen, die ordnungsgemäß auf der Sendung aufgeklebt ist. Sofort öffnet sich automatisch die Tür zu dem Fach, in das das Paket eingestellt werden muss. Der Mann ist trickreich: Er legt das Paket ganz kurz ein, zieht es sofort wieder raus. Die Tür verschließt ein leeres Fach.
20. April 2010, dieselbe Packstation, dieselbe Masche. Wieder überlistet Stefan M. trickreich den Automaten, wieder täuscht er nur vor, dort ein frankiertes Paket eingelegt zu haben. Wenig später stellt er „Nachforschungsanträge“ für die beiden Pakete. Sie wären nie angekommen.
Stefan M. wird gierig
Und das Unglaubliche tritt tatsächlich ein: Die Post leistet Schadensersatz: 751,66 Euro - für das „spurlos verschwundene“ Paket mit der X-Box (Spielekonsole, Wert 399 Euro) und für das „abhanden gekommene“ Paket, in dem sich, so wurde behauptet, ein wertvolles i-Phone (Handy, 672,01 Euro) befand.
So leicht an fremdes Geld zu kommen, macht Stefan M. gierig. Und so verhält sich der Webdesigner schließlich noch dümmer als die Post. Im Mai 2010 meldet er gleich 14 Pakete, in denen angeblich stets teure „I-Phones“ stecken, als verschwunden an und fordert Schadensersatz dafür. Doch spätestens beim dritten Fall glaubt selbst die leichtgläubige Post nicht mehr, dass an Packstation 103 immer nur die Pakete dieses einen Kunden verschwinden. Anzeige.
„Ich war durch Spielschulden in Bedrängnis“, jammerte der Angeklagte - und holte sich zwei Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung, als Strafe ab.
„Den Trick hat er sich nicht mal selbst ausgedacht“, weiß Anwalt Ingo Kramer. „Er lief bereits im Fernsehen.“