Fley.

Au backe, Zahnschmerzen. Sofort riecht die Nase scharfe Desinfektionsmittel, dröhnt das durchdringende Sirren eines Bohrers im Ohr. Studien zufolge treibt es drei von vier Menschen den Schweiß auf die Stirn, wenn sie an Zahnarzt denken. Immerhin jeder Zwanzigste leidet so stark, dass er sich selbst bei Schmerzen nicht auf den Stuhl begibt. Der häufigst genannte Grund: schlimme Erlebnisse in der Kindheit.

Das kann bei Johanna Mayer kaum passieren. Die sympathische blonde Frau ist Zahnärztin und hat seit 2004 ihre Praxis in Fley. Sie wendet ihre Strategien gegen derlei Ängste schon bei den ganz Kleinen an. Erstmal guckt Mayer, beim nächsten Mal duscht sie die Zähne und frühestens beim dritten Mal bohrt sie. Nein, sie ,malt’ auf die Zähne, Ritzbilder mit dem Bohrer: Ritter, Pferde, Sponge Bob, Sterne - was immer sich die Kinder wünschen... Drumherum spinnt sie Geschichten. „Darin verlieren sich Kinder“, erklärt Mayer den Baustein aus einer Hypnosefortbildung.

„Man muss den Patienten erklären, was sie erwartet.“

Reden wirkt auch bei Erwachsenen. „Man muss die Patienten teilhaben lassen, ihnen erklären, was man gerade macht und was sie erwartet“, meint Mayer - eventuell eben das nervige Rütteln des Bohrers.

Doch nicht nur Kinder scheinen bei ihr unter guten Händen zu sein. „Ich wollte nie sterile weiße Räume“, beschreibt Mayer. Als sie dann noch Wandgemälde der heimischen Künstlerin Mechthild Schierhold sah, war klar: So was muss an die Praxiswände. Statt Raufaser der Marke Erfurt kleidet nun eine fröhlich-bunte Blumenwiese mit Hummeln und einer Katze den einen Raum, in dem anderen Raum verliert man sich in einer Steilküstenlandschaft. Über zwei Wände strecken sich Wasser, Steine und Dünengras - bis zum Leuchtturm auf der Landspitze. „Das dient der Entspannung und senkt den Herzschlag“, diagnostiziert Mayer. „Für einen selbst ist es außerdem auch schön, in einer angenehmen Umgebung zu arbeiten.“ Der Clou: Unter der Decke, im Sichtfeld der Patienten, hängen Bilder überm Zahnarztstuhl. Eine Kind, das sich über eine Balkonbrüstung beugt und umherfliegende Möwen. „Was trägt die Möwe im Schnabel?“, fragt Mayer. Man muss ein Weilchen hingucken, die Antwort kann verschieden ausfallen. Bingo. Denn: Dadurch sind Patienten - ob große oder kleine - abgelenkt. Nicht zuletzt meint die Ärztin, dass ein harmonisch arbeitendes Team enorm zur angstfreien Atmosphäre beiträgt.

Nicht zuletzt meint die Ärztin, dass ein harmonisch arbeitendes Team enorm zur angstfreien Atmosphäre beiträgt.