Hagen. . Aus tiefer Männerfreundschaft wird erbitterte Feindschaft - Grund ist natürlich die Liebe zur selben Frau. Die Dreiecksbeziehung, damals wie heute aktuell, wird gespickt mit Verschwörungstheorien, Wahrsagerei und Mord.

„Ein Maskenball“, die mit fast 100 Beteiligten auf der Bühne und im Bühnengraben (Solisten, Opernchor, Extrachor und Philharmonisches Orchester) besetzungstechnisch aufwendigste Oper dieser Spielzeit, feiert am Samstag, 15. Januar, um 19.30 Uhr Premiere im Stadttheater.

Roman Hovenbitzer, der schon mehrfach für das Hagener Haus als Regisseur tätig war, inszenierte die Verdi-Oper in drei Akten als „optisches und akustisches Fest“, bei dem aber auch melancholische Momente nicht zu kurz kommen.

Handlungsort Boston

In der Spielzeit 1996/’97 wurde „Ein Maskenball - Un Ballo in Maschera“ zuletzt in Hagen aufgeführt; nun ist die Fassung von 1859, die den Handlungsort nach Boston verlegt, an der Volme zu sehen.

Im Mittelpunkt der Giuseppe-Verdi-Oper mit einem ­Libretto von Antonio Somma - in italienischer Sprache gesungen und mit deutschen Übertiteln versehen - steht Ricardo (Rafael Vazquez), der lebens- und spielfreudige Herrscher und Gouverneur von Boston. Er liebt Amelia (Dagmar Hesse), die Frau seines Freundes und Sekretärs Renato (Jaco Venter). Sie erwidert die Gefühle des stark emotional geprägten Ricardos, kämpft jedoch dagegen (und somit für ihren Mann) an.

Verschwörer planen, Ricardo umzubringen, doch der spielerisch veranlagte Gouverneur ignoriert die Warnungen seines Umfeldes. Schließlich tötet der sonst bedacht handelnde, über-bürokratische und korrekte Renato seinen einstigen Freund aus Eifersucht.

Schein und Sein

Das Spiel mit Illusion und Realität, Schein und Sein, wird durch opulente Masken- und Verkleidungsszenen verdeutlicht. „In den meisten Szenen treten die Akteure und Sänger in Verkleidung auf, wodurch wir die Identitäts- und Sinnsuche auf der Bühne sichtbar machen“, erläutert Florian Ludwig, der für die musikalische Leitung verantwortlich zeichnet. Er habe, so der Generalmusikdirektor, die Oper höchst dramatisch angelegt (mit 13 „Adios“ im Finale) und mit melancholischen Einlagen (Ricardos Todessehnsucht) ergänzt. „Sarkastische“ Motive leite er durch tiefe Bässe ein, die Tenöre kämen stimmlich fröhlich, die Baritone nachdenklich getragen daher, so Ludwig. Übrigens: Publikumsliebling Stefania Dovhan singt in der Premiere den Part des Pagen Oscar.

Die Frage nach dem Sinn der Masken zöge sich durch die gesamte Handlung, betont Regisseur Hovenbitzer. Maskerade als Flucht? Maskenspiel zum Überleben? - latent schwingen die Fragen nach dem Verkleidungs-Wahn mit.

Projektionen und Schleier

Ausstatter Jan Bammes hat sechs Bühnenbilder kreiert, die größtenteils prachtvolle Räume zeigen. In seinem Palast gibt sich der fantasiebegabte Gouverneur im „Heimkino“ seiner Filmleidenschaft hin (Bammes: „Ich arbeite mit Projektionen, Schleiern und edlen Schwarz-Weiß-Bildern.“). Die prachtvolle Welt samt rauschendem Maskenball wirkt prall-lebendig, doch auch bedrohend und kalt. „Das Publikum bekommt eine Menge zu sehen“, versprechen Ludwig und Hovenbitzer. Es gibt noch Karten.