Hagen. .
Zwar wie erwartet kämpferisch, doch im Vergleich zum Vorjahr weniger feindselig fiel der Neujahrsempfang des Theaterfördervereins Hagen aus. Der Andrang der Interessierten war so groß, dass die aufgestellten Stühle nicht ausreichten.
Die im Theaterneubau Opus aufgestellten Stühle reichten bei weitem nicht aus, um der Kulturfreunde-Schar Herr zu werden. 300 Interessierte - Rekord! - waren gekommen, um den Ausführungen des Vereinsvorsitzenden Klaus Hackers zu lauschen sowie die musikalischen und tänzerischen Einlagen des Ensembles zu verfolgen.
Gewohnt souverän präsentierte sich Hacker am Mikro, gratulierte Intendant Norbert Hilchenbach zu seiner Vertragsverlängerung um weitere fünf Jahre und stellte die Risiken des Doppelbeschlusses heraus („Entweder unterstützt das Land das Theater finanziell oder es greift der Vorschlag 2 b des Actori-Gutachtens, was die Abschaffung des Musiktheaters bedeutet“).
Theater als Wertevermittler
Lobend hob Hacker hervor, dass es breite Unterstützung für den Fortbestand des Theaters in seiner jetzigen Form (Mehrspartigkeit) gebe: „Wenn sich die private Wirtschaft - vertreten durch SIHK-Präsident Harald Rutenbeck - sowie Kirchen und Gewerkschaften hinter das Hagener Haus stellen, kann unser Einsatz nicht so verkehrt sein.“ Allerdings wehre er, Hacker, sich vehement gegen provokante Thesen wie „Im Theater werden die Reichen aus Steuermitteln subventioniert“, denn „das Theater ist nicht nur Kostenmacher, sondern Wertevermittler“, so Hacker weiter. „Der Zwang der Theatermacher, sich ständig selbst verteidigen zu müssen, geht an die Substanz“.
In der Jubiläumsspielzeit 2011/’12 - das Stadttheater feiert in diesem Jahr seinen 100., das Junge Theater Lutz den 10. Geburtstag - werde sich der Förderverein in besonderem Maße aktiv und finanziell einbringen, versprach der Vorsitzende und gab dann die Bühne für den Hausherren frei. Norbert Hilchenbach fasste sich in seiner konstruktiven Rede erfreulich kurz und blickte auf die zurückliegenden Monate zurück: „Künstlerisch geht es dem Theater gut. Die Zuschauerzahlen sind um fünf Prozent gestiegen, wir machen abseits der Zentren auf uns aufmerksam, das Medienecho ist hervorragend.“ Doch zufrieden die Hände in den Schoß legen wollen Hilchenbach samt Team nicht: „Die harten Sparauflagen verunsichern das Publikum. Ein mehrspartiges Theater ist für Hagen unverzichtbar; dafür werden wir kämpfen.“
Demografische Entwicklung
Vor dem Hintergrund des Zwangs, Hagens maroden Haushalt zu konsolidieren und der demografischen Entwicklung (heute: 190 000 Bürger; 2020: geschätzte 170 000 Bürger) machte Oberbürgermeister Jörg Dehm deutlich, dass die Frage „Wie viel Theater können wir uns leisten?“ unabdingbar sei. Er hoffe, dass es 2011 darüber Klarheit gebe, wie hoch die Unterstützung seitens des Landes ausfällt und dass die Diskussion um die Rechtsformänderung des Theaters endlich ein Ergebnis brächte.
Als Schlusswort wählte Klaus Hacker - an Dehm gewandt - ein Zitat des Staatsphilosophen Machiavelli: „Wenn du einen Gegner nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihm.“ Wie wahr . . .