Hagen.

Unterwegs mit dem Winterdienst der HEB: Die 100 Fahrer arbeiten seit einem Monat sieben Tage pro Woche im Drei-Schichtdienst. Trotz Salzmangels und mancher nicht geräumter Straße: Wir tun unser Bestes“, sagt Fahrer Olaf Schulz.

Manchmal ist Schneeräumen eine Zentimeterarbeit. Dann manövriert Olaf Schulz den tonnenschweren, 150 PS-starken Unimog des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) durch enge Wohngebietsgassen und zirkelt den Schneeschieber mit dem 2,80 Meter breiten Pflug an der Frontschnauze an park­enden Autos vorbei wie einst Skilegende Ingemar Stenmark die Slalomstangen umkurvte. „Das Tauwetter ist gut“, sagt der 44-jährige Streuwagenfahrer, „jetzt haben wir etwas Luft, aufzuräumen in der Stadt.“

6 Uhr morgens, Frühschicht. Seit 4 Uhr ist bereits die Alarmkolonne des HEB unterwegs, die die Glätte von den Hauptverkehrsstraßen streut. Seit Heiligabend hat es in Hagen kaum geschneit. Doch beim Winterdienst des HEB ist keine Ruhe eingekehrt. Es wird das abgearbeitet, was buchstäblich liegen geblieben ist. Die Fahrspuren der Hauptverkehrsstraßen werden wieder etwas breiter gemacht, Bushaltestellen freigeräumt. Straßen der Kategorie C werden nun von den Streufahrzeugen befahren. Gestreut wird auch. Aber nur noch ein Salz-Split-Gemisch. Streusalz ist derzeit bekanntlich knapp. Im Lager des HEB, das einst prall und stolz gefüllt war, liegt nur noch ein mickriges Häufchen Salz in einer Ecke herum.

Am Dienstag morgen um 6 Uhr führt die erste Tour Olaf Schulz nach Eilpe.

Parkende Autos versperren die Durchfahrt

Die meisten Wohngebiete fallen unter die Kategorie C. Dort wird es häufig eng, manchmal zu eng für die Streufahrzeuge. Mitten in der Mühlhauser Straße in Eilpe, gleich nach einer Kurve, ist plötzlich Schluss. Parkende Autos versperren die Durchfahrt. Olaf Schulz legt den Rückwärtsgang ein und verschätzt sich – zum ersten Mal in diesem Winter. Mit der Hinterseite des Pflugs schiebt er ein parkendes Auto einige Zentimeter an. „Hallo Erwin. Schickst du mir ‘mal die Polizei.“ Wartezeit 20 Minuten. „Das ist ärgerlich, passiert aber“, erzählt der 44-Jährige, „im letzten Jahr war es der Außenspiegel eines Autos.“

Manche Nebenstraßen lassen die Räumfahrzeuge gleich links liegen. „Man hat einen guten Blick dafür, wo man durchkommt und wo nicht“, sagt Olaf Schulz, der im dritten Jahr hinter dem Steuer eines Streuwagens sitzt. Davor war der Familienvater 13 Jahre lang mit der Handkolonne des HEB unterwegs, die Gehwege räumt und abstreut. „Das ist ein Knochenjob“, weiß er.

Als Streuwagenfahrer sind vielmehr Konzentration und Fingerspitzengefühl gefragt, wenn Olaf Schulz in engen Straßen an parkenden Autos vorbei manövriert. Manchmal bekommen die Streuwagenfahrer den geballten Ärger von Anwohnern ab. Wenn sie zum Beispiel mit ihrem Pflug den Schnee vor Einfahrten schieben. „Ich weiß, dass das ärgerlich ist. Es ist aber leider nicht zu vermeiden.“ Einmal stand sogar ein aufgebrachter Bürger schimpfend mit der Schneeschaufel in der Hand vor seinem Unimog.

Dauereinsatz geht an die Substanz

Es ist jetzt die fünfte Schnee- und Eiswoche dieses Winters. „Der letzte Winter war nicht so hart“, sagt der 44-Jährige. Es habe zwar ein paar Mal stark geschneit und der Schnee habe eine lange Zeit gelegen. „In diesem Winter hat es aber immer wieder heftige Schneeschauer gegeben. Deshalb sind wir mit der Arbeit kaum nachgekommen.“ In den vergangenen Wochen hat Olaf Schulz 100 Überstunden angesammelt. Der einzige freie Tag im Dezember war der 2. Weihnachtsfeiertag. Sieben-Tage-Wochen im Drei-Schichtdienst stehen für ihn und seine mehr als 100 Kollegen bis Ende März an, falls es sich der Winter in Südwestfalen einrichtet. Rufbereitschaft hat er dann ohnehin. „Der Dauereinsatz geht an die Substanz. Aber das ist eben der Job“, sagt der 44-Jährige schulterzuckend, als er auf den Hof des HEB einfährt, um eine neue Ladung Salz-Split-Gemisch aufladen zu lassen. Dann geht es los ins nächste Wohngebiet, um während der Tauzeit weiter aufzuräumen in den Hagener Straßen der Kategorie C. Denn Eines, das wissen Olaf Schulz und seine Kollegen: Der nächste Schneeschauer kommt bestimmt – und dann geht das Spiel von vorne los.