Hagen/Berlin.

Weltrekord? Oder ein gigantischer Schwindel? Angeblich 605 Kilometer legte ein umgebauter Audi A2 mit Elektroantrieb Ende Oktober zurück, ohne dass die Batterie nachgeladen werden musste. Jetzt gibt es Zweifel an der Rekordfahrt.

Die beteiligten Unternehmen, darunter die Tochterfirma des Hagener Energieversorgers Enervie, feierten die Fahrt von München nach Berlin als Durchbruch in der Elektromobilität. In der Bundeshauptstadt gab sich sogar Rainer Brüderle die Ehre, um den Elektro-Tross aus München zu begrüßen. Sein Ministerium hatte das Projekt des Unternehmens DBM Energy mit 275 000 Euro gefördert.

ADAC: Nicht alles mit rechten Dingen zugegangen

Nun aber macht sich Skepsis breit: Die FAZ schreibt von einer „großen Schummelei“, der ADAC mutmaßt, es sei bei der Fahrt nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Die Kritik des Automobilclubs:
1. Eine neutrale technische Abnahme des Fahrzeugs habe es nicht gegeben.
2. Der für die Rekordfahrt bestellte Notar habe kurz vorher abgesagt.
3. Das Auto sei während der Fahrt mehrmals für 20 bis 30 Minuten aus dem Blickfeld der begleitenden Journalisten verschwunden.
4. Das Angebot, beim ADAC einen Reichweitencheck vornehmen zu lassen, habe DBM Energy abgelehnt.

Alles Unsinn, sagt DBM-Energy-Sprecher Reckermann. „Eine Manipulation hat es nicht gegeben. Das Auto ist die Strecke von München nach Berlin mit einer Batterieladung gefahren.“ Gehalten habe man auf der Tour genau zweimal: im Stau und auf einem Rastplatz. Die Dekra habe das Auto geprüft, sonst hätte es ja erst gar keine Zulassung für den Straßenverkehr bekommen. Den Reichweitencheck habe man abgelehnt, weil der ADAC dafür eine Frist von 72 Stunden gesetzt hätte. Und ein Notar sei für die Fahrt gar nicht vorgesehen gewesen.

Es bleibt ein fader Beigeschmack

Enervie-Chef Ivo Grünhagen sieht noch keinen Anlass zur Sorge: „Wenn ein Ministerium so ein Projekt unterstützt, gehen wir davon aus, dass es auf einer soliden Basis steht.“ Die Auskunft des Wirtschaftsministeriums klingt da schon etwas vorsichtiger: Man gehe davon aus, „dass das Unternehmen den interessierten Kreisen und Sachverständigen - insbesondere denjenigen, die Zweifel an der Testfahrt geäußert haben - die Möglichkeit gibt, sich von der bisher gezeigten guten Leistungsfähigkeit der Batterie überzeugen zu lassen".

Ein fader Beigeschmack bleibt. Verständlich, dass DBM Energie sich nicht von anderen in die Karten schauen lassen will. Etwas mehr Transparenz dürfte jedoch auch im Interesse des Unternehmens sein. Es sei denn, es hat etwas zu verbergen.