Hagen. .
Wenn das Wetter gut ist, ist Tim am liebsten draußen. Er spielt gern Fußball und fährt ausdauernd Fahrrad, weiß Bastian Sommereisen zu berichten. Heute regnet es allerdings. Darum sind beide im Haus des Kinderschutzbundes an der Potthofstraße.
Es soll Nudeln mit Tomatensauce und Salat geben. Tim sucht die Zutaten mit Hilfe des Bildrezeptes heraus. Das Abmessen der richtigen Mengen fällt ihm schwer. Hierfür, wie in vielen anderen Situationen des täglichen Lebens, braucht der geistig behinderte Tim Unterstützung.
Außer Fußball gibt es praktische Angebote
Der ausgebildete Erzieher Bastian Sommereisen trifft sich einmal in der Woche mit dem 16-jährigen Tim. Im Rahmen seiner Honorartätigkeit für den Familienunterstützenden Dienst für Familien mit behinderten Kindern (FUD) des Kinderschutzbundes begleitet er Tim regelmäßig einmal wöchentlich an einem Nachmittag. Außer Fußballspielen gibt es viele lebenspraktische Angebote, die Tim helfen sollen, seinen Alltag möglichst selbstständig zu gestalten. Bastian leitet noch zusätzlich die Gruppe „Wilde Kerle“ für Jungen mit Behinderung. Sie trifft sich im „Ein Haus für Kinder“ des Kinderschutzbundes.
Tims Mutter freut sich über die Unterstützung des Kinderschutzbundes. „Endlich hat Tim jemanden, der mit ihm Fußball spielt oder schwimmen geht. Ich bin als Mutter für ihn inzwischen ziemlich uncool.“
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Bastian Sommereisen ist seit fast zwei Jahren dabei. Mit seiner Tätigkeit als Betreuer eines behinderten Jugendlichen verbindet er zwei Dinge. „Ich habe so während meiner Erzieherausbildung zusätzliche Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Kindern sammeln können. Außerdem finde ich es wichtig, den Behinderten die Möglichkeit zu geben, in ihrer Freizeit genau die Dinge zu unternehmen, die gleichaltrige Nichtbehinderte auch interessieren.“
In der Begleitung von Tim steht die Entlastung der allein erziehenden berufstätigen Mutter im Vordergrund, in anderen Fällen geht es um eine gezielte pädagogische Förderung. „Unsere Betreuerinnen und Betreuer üben mit behinderten Jugendlichen, selbstständig mit Bus und Bahn zu fahren. Auch der Umgang mit Geld ist immer wieder ein Thema“, erläutert Petra Fernholz, die zuständige Pädagogin des Kinderschutzbundes.
Am Anfang von Bastian Sommereisens Tätigkeit für den FUD stand ein ausführliches Gespräch mit Petra Fernholz. Erwartungen an die Arbeit und mitgebrachte Kompetenzen wurden abgeklärt, um ein Betreuungskind zu finden, das von der Persönlichkeit und den Interessen zu Bastian Sommereisen passt. Bei regelmäßigen Arbeitskreissitzungen und Schulungen trifft er auf andere Honorarkräfte. „Oft bin ich allerdings der einzige anwesende Mann“, bedauert Bastian Sommereisen. „Dabei ist es gerade für Jungen ab der Pubertät so wichtig, von einem Mann begleitet zu werden. Oft sind ja auch kleine pflegerische Aufgaben zu übernehmen. Welcher Junge möchte nach dem Schwimmen schon mit unter die Damendusche?“
„Wir suchen dringend Mitstreiter,“ so Petra Fernholz. Bastian Sommereisen ergänzt: „Vor allem männliche Mitarbeiter, die Spaß daran haben, mit den Jungen Fuß- oder Basketball zu spielen, schwimmen zu gehen oder auch nur zu quatschen.“ Der Bedarf an Betreuern ist groß: Allein der FUD des Kinderschutzbundes begleitet jedes Jahr ca. 100 Familien.