Hagen. .
Der politische Widerstand gegen die geplante Bündelung der Hagener Enervie-Standorte auf der grünen Wiese wächst. Dietmar Thieser, in der SPD für Fragen der Stadtentwicklung zuständig, sagte der WR: „Wir sprechen zurzeit mit fast allen Fraktionen, auch mit den Linken, um eine Mehrheit für Wehringhausen und gegen die Haßleyer Insel zu bekommen.“
So soll der Rat dem Enervie-Aufsichtsrat kommenden Donnerstag empfehlen, ein Bündelungskonzept für den alten Standort an der Rehstraße zu entwickeln. „Es kann und darf nicht sein, dass eine Stadt, die an einem Unternehmen mit über 40 Prozent beteiligt ist, einen Neubau im Außenbereich und damit eine weitere Industriebrache im Innenbereich zulässt. Wir werden daher sowohl für den Stadtentwicklungsausschuss als auch für den Rat einen entsprechenden Antrag vorbereiten.“
Damit stellt sich die Ratsfraktion hinter die SPD-Wehringhausen, die jetzt für den nächsten Unterparteitag am 13. November einen Beschlussvorschlag formulierte: „Mark-E und Enervie müssen nicht auf jungfräulichen Boden bauen – sie müssen ihre Verantwortung für die Altgrundstücke wahrnehmen und sich um die Altlasten selber kümmern.“
Wehringhausen sei aus Sicht der SPD für die 350 Arbeitsplätze der Konzernzentrale ein angemessener Standort. Diese Impulswirkung werde dem Stadtteil helfen, sich in der schwierigen Lage zu stabilisieren. Mehr noch, es würde ein weithin sichtbares, städtebauliches Zeichen für den Erhalt von Wehringhausen darstellen.
„Für Wehringhausen perspektivlos“
Eine angekündigte Verwertung der freiwerdenden Flächen in Wehringhausen mit Nachfolgenutzern aus der Automobil-Branche hätten sich auf den zweiten Blick als „Autoschönheitssalon“ oder profane „Waschstraße“ erwiesen. „Das ist für Wehringhausen perspektivlos und zeigt die mangelnde Verantwortung für den Standort“, so die SPD.
Ähnlich deutliche Worte fand auch Joachim Riechel, selbst im Aufsichtsrat von Enervie und Fraktionschef der Grünen im Rat. „Die Nachfolgenutzung ist ebenso Augenwischerei wie der angebliche Standortvorteil auf der Haßleyer Insel mit Blick auf die verkehrstechnische Anbindung. Wir haben den Enervie-Vorstand aufgefordert, verlässliche und nachvollziehbare Vergleichszahlen vorzulegen. Ich glaube aber nicht, dass die unsere Meinung ändern werden.“
Städtebauliche Impulse setzen
Und die lautet nicht nur grundsätzlich, dass die städtebauliche Innenentwicklung deutlichen Vorrang vor dem Spatenstich auf der grünen Wiese hat. Vielmehr erwarten die Grünen von einem Unternehmen in kommunaler Hand, dass es städtebauliche Impulse setzt. „Selbst wenn ein Neubau in Wehringhausen etwas teurer würde, so lässt sich das sicherlich über eine geringere Dividendenzahlung an die Stadt kompensieren. Ist Enervie erst einmal weg, dann kommt die Stadt die Entwicklung der Brache wesentlich teurer.“ In diesem Zusammenhang erinnert Riechel an den Verkauf des angrenzenden Schlachthofgeländes: „Das war schon ein Riesenfehler. Dort geschieht auch nichts.“
Der Rat und der Enervie-Aufsichtsrat müssten jetzt Farbe für Hagen bekennen, fordert die Fraktion Hagen Aktiv. Ansonsten seien die üblichen Mechanismen zu befürchten. Enervie siedelt sich auf der Haßleyer Insel an, die alten Flächen liegen über Jahre hinweg brach, mögliche Kosten für Erschließung und Altlastensanierung hätte die Stadt zu tragen, die aber kein Geld hat.