Hagen. .

Michael Pitten aus Hagen landete bei Regen im Straßengraben der A45. Das Auto wurde abgeschleppt und verschwand. Die Polizei dachte, der Wagen habe mit einer Unfallflucht zu tun. Sie konnte im Computer nicht nachlesen, was auf der A45 passiert war.

Als Michael Pitten aus seinem verbeulten Auto stieg, war er heilfroh, dass er und seine Lebensgefährtin nicht schwer verletzt worden waren. Immerhin hatte sich der Mercedes 220 CE Coupé, ein Liebhaberauto, bei Tempo 100 auf regennasser Fahrbahn um die eigene Achse gedreht und war in den Straßengraben der Autobahn 45 geschleudert.

Die Autobahnpolizei erschien, sie kassierte 35 Euro Bußgeld wegen nicht angepassten Fahrens von Pitten, in ihrem Bericht vermerkten die Beamten, der Hagener habe einen Nebelpfosten beschädigt und „Flurschaden“ angerichtet. Pitten bezahlte die 35 Euro und rief einen Abschleppdienst an. Er war froh, dass niemand verletzt worden war und glaubte, die Sache sei erledigt. Höchstens, dass er sich nun über sein arg ramponiertes Auto und die geschätzten 10 000 Euro Schaden zu ärgern begann.

Anwohner beobachteten, dass die Polizei den Wagen abschleppen ließ

Doch als er sein Fahrzeug am Samstag in der Hasselstraße, wohin der Abschleppdienst den Wagen transportiert hatte, begutachten wollte, war die Karosse verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Gestohlen? Nein, ein Anwohner wollte gesehen haben, dass die Polizei angerückt war. Die Beamten hatten das Fahrzeug abschleppen lassen. Wohin, wisse er nicht.

Daraufhin rief Pitten, nun völlig konsterniert, den Rechtsanwalt Lutz Mollenkott, Experte für Verkehrsrecht, an. Und dieser brachte auf dem kurzen Dienstweg Licht ins Dunkel. Die Polizei hatte den Wagen tatsächlich aus „Gründen der Beweissicherung für ein Straf- oder Bußgeldverfahren“ sicherstellen lassen. Die Beamten hatten geglaubt, dass der frisch beschädigte Wagen in eine Karambolage verwickelt war, der Fahrer Unfallflucht begangen und das Fahrzeug in der Hasselstraße versteckt hatte. Es habe leider nicht die Möglichkeit bestanden, im Polizeicomputer nach dem Auto zu forschen und so auf die Geschichte vom Unfall auf der A45 zu stoßen, sagte Polizeisprecherin Cornelia Leppler.

Das Fahrzeug sah „verdächtig“ aus

Was Michael Pitten aber vor allem zornig macht: „Die Polizisten hätte mich doch nur anzurufen brauchen. Dann hätte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Stattdessen schleppen sie mein Auto ab.“

Zwei Tage lang blieb der Wagen, der sich nun auf dem Gelände einer Abschleppfirma befand, unerreichbar. Erst als die Polizei die Rechnung übernahm und sich bereit erklärte, das Fahrzeug zurück in die Hasselstraße zu bringen, wurde der Mercedes freigegeben. „Das war dann recht kulant“, hält Rechtsanwalt Mollenkott den Beamten zugute. Cornelia Leppler erklärte, das Fahrzeug habe verdächtig ausgesehen: „Wir haben leider häufig mit Unfallfluchten zu tun.“ Herr Pitten sei nicht erreichbar gewesen: „Ein unglücklicher Umstand.“

Kosten für die Staatskasse: 70,27 Euro. Hinzugesellen werden sich weitere 60 Euro für die Rückführung des Autos. Macht dann gute 130 Euro. Der einzige Gewinner der ganzen Episode dürfte der Abschleppunternehmer sein.