Hagen. .

Die Idee besticht durch ihre Schlichtheit: Das Hagener Forstamt und die Hagener Berufsfeuerwehr haben ein Rettungssystem entwickelt, das bei Notsituationen im Wald oder an anderen entlegenen Orten dafür sorgt, dass Hilfe schneller ankommt.

Dafür werden in den kommenden Monaten 250 bis 300 reflektierende Blechschilder, auf die eine einfache Zahlen-Buchstaben-Kombination gestanzt ist, an entlegeneren Orten installiert. In Anlehnung an die Planquadrate des Stadtplans steht auf den Schildern zum Beispiel die Kombination „C7-1 HA“, die auf eine Waldgabelung in Nähe des Wasserschlosses Werdringen verweist. Vermerkt ist auf dem Schild auch die Feuerwehr-Notrufnummer 112. Rettungspunkte wird das Konzept genannt.

In Nordrhein-Westfalen ist ein solches Konzept bislang einzigartig.

Der Standort jedes Schildes wird in den Einsatzleitsystem von Polizei und Feuerwehr eingepflegt. Die dort integrierten Kartensysteme zeigen unmittelbar die Position des Hilfesuchenden an. Außerdem gibt es Informationen für die optimale Anfahrtroute und den gemeinsamen Treffpunkt der Rettungskräfte. „Das Konzept ist schlicht und effizient“, lobt Feuerwehrchef Horst Wisotzki. Oberbürgermeister Jörg Dehm würdigte das „kreative Potenzial in den Reihen unserer Mitarbeiter.“ Für den städtischen Haushalt bleibt das Konzept der Rettungspunkte fast kostenneutral, da die Sparkasse Hagen die Anschaffung der Schilder sponsert.

Mobilfunk-Ortung häufig ungenau

Bei einem Spaziergang im Wald ist im Notfall eine ausreichende Standortinformation an den Rettungsdienst meist nicht möglich. „Hilfesuchende können häufig nur unzureichend schildern, wo sie sich befinden“, erläutert Martin Gust, Leiter der Feuerwehr-Leitstelle, der gemeinsam mit Klaus Reiter vom Hagener Forstamt das Konzept entwickelt hat. Generell sei es zwar auch möglich ein Mobiltelefon zu orten, vom dem aus ein Notruf abgegeben werde. Doch die Ortung sei häufig sehr ungenau. Der Radius betrage, so Gust, mitunter bis zu 2000 Meter. „Es geht dann viel wertvolle Zeit verloren.“

Die Schilder sollen in Naherholungsgebieten wie an Wegen in städtischem und privatem Wald sowie am Hengsteysee, an der Hasper Talsperre und an den Wegen entlang der Lenne montiert werden. Auch in weitläufigen Parks und Grünflächen ist eine Installation angedacht. Der maximale Abstand zwischen zwei Schildern soll 1000 Meter betragen. Derzeit gibt es stadtweit allerdings erst wenige Rettungspunkte. Bis Herbst 2011 sollen es 250 bis 300 sein. Das Ermitteln der Geodaten und Einpflegen der Daten in das System von Polizei und Feuerwehr ist aufwändig, so dass eine schnellere Realisierung nicht möglich ist.

Konzept stößt auf Interesse

Auch für die Tourismus- und Wanderregion Hagen ist das Konzept interessant. Denn es sorgt nicht nur für mehr Sicherheit der Bürger, sondern es könnte auch das Freizeitimage der waldreichsten Großstadt Nordrhein-Westfalens verbessern helfen.

Das System könnte sich darüber hinaus zum Hagener Exportschlager entwickeln. Einige nordrhein-westfälische Städte haben bereits Interesse signalisiert. Auch das Landesinnenministerium lobt das Konzept. Forstamtsleiter Horst Heicappell stellt das Rettungspunkte-Konzept darüber hinaus Anfang November auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Großstadtwald vor.