Hagen-Mitte.

Früher residierten hier das Amt für Statistik, das Forstamt, das Liegenschaftsamt und das Amt für Katastrophenschutz. Es ist aber auch wirklich eine Art Residenz, das ehemalige Haus der Ruhrkohle in der Gerichtsstraße 25.

Der Architekt Ernst Kohlhage hatt das Haus 1925 für die Kohlehandelsgesellschaft Mark entwarf.

Selbstbewusst erhebt sich der repräsentative, dreigeschossige Backsteinbau auf einer Kuppe hinter dem Landgericht. Doch er steht leer. Einige Fensterscheiben sind eingeworfen. Manchmal schaut ein Hausmeister vorbei. Kein Zweifel, dem beeindruckenden Haus droht der Verfall.

Die Stadt Hagen, in deren Besitz sich die seit fünf Jahren ungenutzte Immobilie befindet, findet keinen Käufer. Was nicht weiter verwundert, denn das riesige Haus (3000 Qua­dratmeter Grundstück, 1600 Quadratmeter Nutzfläche) dürfte selbst als Villa eines solventen Unternehmers eine Spur zu groß ausfallen. Außerdem steht es unter Denkmalschutz, was die dringend notwendige Sanierung nicht gerade einfach macht. Trotzdem: „Am Denkmalschutz wird die Veräußerung des Hauses nicht scheitern“, ist Angela Thomas, Mitarbeiterin im Fachbereich Immobilien und Sonderprojekte, überzeugt. „Die Raumaufteilung darf zum Beispiel verändert werden.“

Unerträglicher Zustand

Nicht nur das imposante Äußere, auch die erhaltene Innenausstattung mit expressionistischen Details spricht für die Schönheit des Verwaltungsbaus. Massive Einbauschränke machen die Einrichtung charmant. „Wir wissen nicht sehr viel über das Haus“, berichtet Ina Hanemann von der Unteren Denkmalbehörde. Vielleicht gehörte das Gebäude gerade deswegen zu den am meisten frequentierten Objekten am Tag des Offenen Denkmals (12. September). Derzeit nehme es die Rolle eines „traurigen Denkmals“ ein, so Ina Hanemann: „Für Denkmalpfleger ist es ein unerträglicher Zustand, wenn ein so wertvolles und ausgesprochen schönes Gebäude längere Zeit leer steht.“

Die Nähe zum Landgericht hat Christine Grebe, Leiterin des Fachbereichs Sonderprojekte, eine Zeit lang hoffen lassen, dass das Haus doch ein „gefundenes Fressen“ für eine Anwaltskanzlei sei. Inzwischen hat sie erkennen müssen, dass wohl nur eine „sehr große Kanzlei“ in Frage käme, eine Kanzlei von einer Größe, wie es sie in Hagen möglicherweise gar nicht gibt.

Vielleicht, so die Hoffnung im Rathaus, findet sich ja doch noch ein Interessent, der das nötige Kleingeld mitbringt, um die großzügigen Büroräume und das prächtige Treppenhaus mit den hölzernen Paneelen in seinem Sinne zu nutzen. Ansonsten droht einem der schönsten Gebäude in Hagen früher oder später der Verfall.