Haspe.

Schulden kurbeln die Wirtschaft an, zumindest in Haspe. Der Saal im Vereinsheim Bonifatius war voll. 300 Interessierte - vornehmlich Bürgerinnen und Bürger - waren gekommen, um über das Haushaltskonsolidierungskonzept zu diskutieren, sich zu informieren und sich den Ärger von der Seele zu reden. Zwei disziplinierte Stunden lang trieb die Hasper um, warum bei der Verwaltung nicht konsequent und schnell genug über Personalabbau gespart werde. Oberbürgermeister Jörg Dehm, der als Frontmann auf der Bühne agierte, formuliert es schlicht: „Wir bekommen 600 Leute nicht mit einer Explosion raus und über betriebsbedingte Kündigungen zu reden ist sinnlos.“

Reden wollte der Saal dennoch - über die begrenzte Belastbarkeit von Sportvereinen und die Diskrepanz dazwischen, dass gleichzeitig Ehrenämtler die Bücherei vor der Schließung bewahren sollen, während der Zuschuss für die Freiwilligenzentrale wegfallen soll. Strecken müsse sich Hagen, warnte der OB, um Hilfe vom Land oder Bund zu bekommen. Was die Anstrengung nutzt? „Für die Banken sind Milliarden-Beträge da, für die Kommunen nix“, echauffierte sich ein gestandener Hasper an der Stelle.

Am Ende eines eingeforderten politischen Entscheidungsprozesses wird’s eine Abwägung sein. Das Jugendtheater Lutz betrachtet Dehm als „absolutes Highlight“, dennoch sei es im Kontext zu betrachten. Sprich: Ist das Theater wichtiger als eine Bücherei? Dagegen stellte sich der OB schützend vor die Bahnhofshinterfahrung, de-ren Notwendigkeit der Hasper Horst Vogt infrage stellte. Seit 30 Jahren diskutiere man in Hagen über eine Entlastungsstraße im Bahnhofsbereich. „Die Kosten fallen nur zum Teil für die Stadt an“, argumentiert Dehm. An dieser Stelle sind 60 Mio. € offensichtlich ein Kleckerbetrag - so wie der Schaden von 40 Mio. € durch die Derivatgeschäfte auch in diese Kategorie fällt. An anderer Stelle allerdings sollen Beträge von 12 000 und 50 000 € - die Einnahmen durch Radarfallen - der Stadtkasse helfen.

Es sind diese Widersprüche, die bei einer Hasperin Unbehagen übers Sparpaket auslösen und das Vertrauen in die Vorgehensweise des Oberbürgermeisters erschüttern. Vehement wehrt sie sich vor allem dagegen, „dass auf Kosten der Kinder und Jugendlichen gespart wird“. Genau dort setzten aber viele Maßnahmen an: allen voran die Büchereischließung. „Dieser niedrigschwellige Zugang zu Bildung muss bleiben.“

Mit dieser Meinung ist sie nicht die Einzige im Saal. Die Hasper haben ihre roten Punkten geklebt: Leben könnten sie offenkundig damit, Verwarngelder für Ordnungsverstöße und den Hebesatz zu erhöhen, Bürgerämter und Schulen zu schließen. Was mit dem Volk im Westen der Stadt außerdem nicht zu machen ist: bei den Kultur- und Jugendzentren, der Schulausstattung, den Kitas und der Straßenunterhaltung anzusetzen. Die Hasperin fasst es zusammen: Ja dazu, die Infrastruktur zu reduzieren. „Aber man darf sie nicht zerschlagen. Sonst wandern die Leute ab.“