Hagen.
Oberbürgermeister Jörg Dehm kommt gleich zur Sache: „Natürlich wird durch zusätzliche Radarmessungen auch die Verkehrssicherheit erhöht, aber es geht vor allem darum, die Einnahmen für die Stadtkasse zu verbessern.“
Auf neue Messpunkte an der Saarland- sowie an der Becheltestraße müssen sich die Hagener Autofahrer einrichten. Nur auf den heimischen Autobahnabschnitten scheint es mit weiteren, besonders lukrativen Blitzanlagen nichts zu werden.
Die Konsolidierungsmaßnahme mit der laufenden Nummer 32.007 im jüngst vorgelegten Sparpaket spricht unverhohlen vom „verbesserten Einnahmemanagement“. Insgesamt 120 000 Euro mehr pro Jahr sollen für den Kämmerer drin sein. Da stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen auf Hagens Straßen jedoch nur an mit der Polizei abgestimmten Standorten zulässig sind, die eine besondere Brisanz in sich bergen, hat die Stadt zunächst drei Messpunkte im Stadtgebiet ausgeguckt:
Die Standorte
Heinrichstraße: Der Starenkasten am Kuhlerkamp blitzt kurz vor der Grundschule (gilt als schutzwürdige Zone) nur bergauf und soll künftig in beide Fahrtrichtung Raser erfassen – zusätzliche Einnahmeerwartung: etwa 12 000 Euro pro Jahr.
Becheltestraße: Die vierspurige Tangente der B54 an Eckesey vorbei ist als Rennstrecke und Gefahrenstelle bekannt. Erst vor zehn Tagen hat dort ein Jugendlicher den PS-starken Wagen seines Vaters bei einem Autorennen zerlegt – Einnahmeerwartung: knapp 50 000 Euro im Jahr.
Saarlandstraße: Auf dem Autobahnzubringer, der vom Landgericht zum Hagener Kreuz führt, muss sich der Verkehr trotz vierspuriger, gerader Strecke an Tempo 60 halten. Hintergrund ist der Lärmschutz für die Anwohner im Klosterviertel sowie an der Bredelle – Einnahmeerwartung: 60 000 Euro pro Jahr.
Kämmerer für weitere Radarstandorte
Darüber hinaus versucht Kämmerer Christoph Gerbersmann weitere Radarstandorte entlang der Hagener Autobahnen zu erwirken. Zumal er von seinem ostfälischen Kollegen weiß, dass dieser am Bielefelder Berg jeden Monat stattliche sechsstellige Beträge in seiner Stadtkasse verbuchen kann. Noch lukrativer sind die Messpunkte auf dem Ruhrschnellweg (A40) bei Bochum und Essen: „Wenn das Unfallschwerpunkte sind, dann haben wird die auch“, hoffte Gerbersmann bislang, die Aufsichtsbehörde dazu bewegen zu können, eventuell auf der Sauerlandlinie vor der Lennebrücke oder an der A1 am Tunnel Weststraße bzw. am Volmarsteiner Berg ähnliche Anlage errichten zu dürfen. Doch die jüngste Antwort der zuständigen Autobahnpolizei in Dortmund erbrachte eher Ernüchterung: „Die Beamten sehen hier zwar durchaus Unfallschwerpunkte, aber die Folgen seien nicht so gravierend, dass sich dort Messstationen rechtfertigen ließen. Aber ich werde in der Sache sicherlich noch einmal nachhaken.“
„Ich bin mit jeder Messung einverstanden“, verfolgt Michael Hoffmann, Leiter der Verkehrsdirektion bei der Hagener Polizei, die städtischen Kontroll-Aktivitäten äußerst gelassen. Der leidenschaftliche Verfechter des Flächendrucks sieht sich mit seinem Kurs durchaus bestätigt: „Wir haben in Hagen zwar ein hohes Unfallniveau, aber ein geringes Verletztenniveau. Das spricht eigentlich für angemessene Geschwindigkeit“, zeigt sich der Polizeioberrat mit diesem bislang erzielten Effekt zufrieden.