Wehringhausen. .
Innerhalb von einer Woche wurden in der Auguastraße zwei Kioske überfallen. Und beide Male schlugen die Besitzer den Räuber in die Flucht.
Der Räuber kam am hellichten Donnerstagnachmittag, er gab sich zuerst nicht als Räuber zu erkennen, er stand nur da und betrachtete die Auslagen. Gülsen Impranoglou (33) verstand ihn nicht sogleich, als er herausbrachte, dies sei ein Überfall, sie habe noch im Regal nachgeschaut, ob sie einen solchen Artikel führe. Dann aber zog der glatzköpfige, blasse, hagere Mann eine Pistole. Und diesmal war seine Aufforderung unmissverständlich: „Überfall! Mach die Kasse auf!“
Und Gülsen Impranoglou öffnete die Kasse ihres Kiosks in der Augustastraße, aber sie entnahm ihr nicht das wenige Bargeld, sie griff nach der Dose mit Pfefferspray und sprühte dem Räuber deren Inhalt ins Gesicht: „Ich habe gedacht, dass er mich sowieso tot schießt, auch wenn ich ihm Geld gebe. Und da habe ich die Spraydose genommen.“ Das Spray traf den Mann zwischen die Augen, es erwischte ihn voll, doch weil er nicht aufgab und nach ihr langte, sprühte sie weiter, bis der gesamte Verkaufsraum vernebelt war und der Räuber endlich die Flucht ergriff. Als Metin Impranoglou (48) kurz darauf den Kiosk betrat, fand er seine Frau zitternd neben dem Verkaufstresen stehen: „Sie hielt die Spraydose noch in der Hand.“
Gülsen Impranoglou ist nicht die einzige Kioskbesitzerin in der Augustastraße, die einen Räuber in die Flucht schlug. Genau sieben Tage vorher, am Donnerstag vergangener Woche um 22 Uhr, wurde Kuldip Singh (56), dessen Kiosk nur 100 Meter entfernt liegt, überfallen. Mit vorgehaltener Pistole stürmte ein Mann in Singhs Mini-Laden und schrie: „Geld raus, oder ich knalle dich ab.“ Kuldip Singh hat leider Erfahrung mit Räubern, es war der vierte Überfall, den er erleben musste, seit er den Kiosk vor zehn Jahren eröffnete. Bei den ersten Taten rückte er das wenige Geld, das er besaß, heraus, diesmal riss er das Fenster auf und schrie um Hilfe. „Ich hatte Angst“, berichtet er. „Aber ich habe eine Familie. Ich brauche doch das Geld.“ Der Räuber - ob es der gleiche war wie bei Impranoglous, ist schwer zu sagen - verschwand in der Nacht.
Gestern standen sie wieder hinter dem Tresen ihrer Kioske in der Augustastraße, nur 100 Meter voneinander entfernt, Gülsen Impranoglou und Kuldip Singh, die ihr Leben riskierten, um ihr Hab und Gut zu verteidigen.