Vorhalle.
Der Sage nach ließ sich 2009 ein wunderlicher Mann in Hagen sehen. So könnte man die ersten Zeilen des Grimm'schen Märchens „Der Rattenfänger von Hameln“ umdichten. Zwar hatte der Mann kein vielfarbiges, buntes Tuch, aber ein Herz für Kinder: Oberbürgermeister Jörg Dehm lässt sich für ein Musikprojekt als Erzähler engagieren - eine Randfigur.
Hauptakteure sind insgesamt 30 Vorhaller Kinder aus dem Agnesheim plus Dritt- und Viertklässler von der Grundschule Liebfrauen. Mit ihnen probt Klaus Beermann, einstiger Opern- und Konzertsänger, das sagenhafte Singspiel um den ratten- und kinderfangenden Flötenspieler - auf Initiative des Förderkreises am Agnesheim in Vorhalle.
Sie stehen alle noch ganz am Anfang, gewissermaßen bei „Es war einmal. . .“ Bis zur Aufführung Ende Januar 20111 werden noch viele nachmittägliche Proben liegen. „Die erste haben wir nun hinter uns“, erzählt Beermann. Die Kinder seien hellauf begeistert, meldeten sich bereits für bestimmte Partien. „Das wird sich nun herauskristallisieren müssen. Ich muss die Kinder erstmal kennenlernen“, meint Beermann. Aber: Jede(r) kommt zum Zuge.
Denn das Werk von Günther Kretzschmar hält Stücke für drei verschiedene Chöre - Bürger und Ratsobere, Ratten und Kinder - bereit. Daneben gibt’s Rollen für Solisten: Bürgermeister und Rattenfänger zum Beispiel. Dazwischen liest Märchenonkel Dehm, der lediglich zur Generalprobe und zu den Aufführungen kommt, Passagen aus dem „Rattenfänger von Hameln“ vor. Die klassische Musik spielt ein Streichquartett des Hagener Barockorchesters ein. Für das Musikprojekt hat die Liebfrauenschule zudem ein E-Piano angeschafft.
Damit sie möglichst bald in Originalkulissen proben können, bastelt Beermann schon seit vier Wochen gemeinsam mit Agnesheim-Kindern an den Kulissen. Sie bauen an fünf Renaissance-Fassaden. Im Stadtteilhaus Vorhalle wird sich das Geschehen abspielen, das Forum der Einrichtung wird buchstäblich zum Marktplatz. Bereits eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. „Dann werden Trödelsachen verkauft, und Esswaren. Es gibt einen Marktschreier, der Nachrichten ausruft“, entwirft Beermann eine Szenerie.
Ehrenamt macht das Projekt für die Vorhaller Kinder möglich: Viele investieren Zeit und Herzblut, die nächsten spendieren Holz und Geld, ein anderer stellt eine Werkhalle zur Verfügung - und den Trödel fürs lebendige Marktreiben sammelt auch schon jemand.
Im Gegensatz zum Märchen endet dieses Projekt für die beteiligten Kinder bestimmt glücklich.