Hagen. .
Hagen. In einem sind die Fraktionen einig: Bei Kindern darf nicht gespart werden. Und trotzdem stehen drei Hagener Jugendzentren vor dem Aus. In vielen weiteren Einrichtungen wird das Angebot reduziert.
Das Jugendzentrum Helfe, das Jugendzentrum Rummenohl und eine Einrichtung in Berchum sollen geschlossen werden. So steht es im Kinder- und Jugendförderplan 2010 bis 2014, der in politischen Gremien diskutiert wird. Was mit dem demografischen Wandel zusammenhängt (weniger Kinder brauchen weniger Angebote), aber vor allem mit den leeren Kassen der Stadt.
Sozialarbeiter im Ruhestand
Beispiel Rummenohl: Ende 2013 geht der städtische Sozialarbeiter in den Ruhestand. Nachbesetzt werden darf die Stelle nicht. Also ist die Pensionierung Anlass, die Einrichtung zu schließen. „Wir lassen den Stadtteil ausbluten“, empört sich Petra Priester-Büdenbender, SPD-Ratsfrau aus dem Hagener Süden.
15 Kinder und acht Jugendliche werden täglich in der Einrichtung betreut. Zu wenig, um das Angebot aufrechtzuerhalten - wie CDU-Mann Klaus Beyer findet. Auf Kritik stößt aber auch, dass aus dem Plan nicht eindeutig hervorgeht, wie viel Geld man bei einer Schließung spart. Immerhin: Eine Alternative könnte ein Angebot der Evangelischen Jugend in Dahl sein. Eine Mehrheit in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl plädierte trotzdem dafür, dass Jugendzentrum zu erhalten. Final entscheiden muss das der Rat.
300.000 für ein altes Gebäude
Was auch für das Jugendzentrum Eilpe gilt. Nur noch eine Sozialarbeiterin kümmert sich täglich um 30 Kinder und Jugendliche. Ihre Kollegin wurde versetzt. Dafür werden 300 000 Euro aus dem Konjunkturpaket in das 100 Jahre alte Gebäude gesteckt. Zur energetischen Sanierung, um das Dachgeschoss auszubauen und um einen zweiten Rettungsweg zu schaffen.
Ein Widerspruch, der Peter Neuhaus (CDU) auf die Palme bringt: „Ich will festgehalten wissen, dass ich dagegen bin, Geld in so einen Bau zu stecken. Wir schaffen mehr Raum, reduzieren Personal, erwarten aber, dass mehr Kinder kommen. Das ist Unsinn.“
Ersatzlos aufgelöst
Ersatzlos aufgelöst werden soll Ende des Jahres das Jugendzentrum in Helfe, dessen Räume in der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule untergebracht sind und das bei Kindern und Jugendlichen nie auf die gewünschte Resonanz getroffen ist. „Die Leute aus Helfe erklären mir, das liege ja schon in Boele“, sagte Reinhard Goldbach, stellvertretender Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales, in der Bezirksvertretung Nord: „Das Jugendzentrum Boele und das Jugendcafe in Kabel sind wesentlich besser im Quartier positioniert. Es war für uns deshalb keine Frage, Helfe aufzugeben.“ Hinzu kommt ein dramatischer Rückgang der Kinderzahlen in Helfe.
81 000 Euro will die Stadt pro Jahr durch die Schließung des Helfer Jugendzentrums einsparen. Da kommt das Jugendzentrum in Boele, das eine halbe Stelle abgeben muss, relativ glimpflich davon. Die Einrichtung sei aber trotz des nicht unerheblichen demographischen Wandels gut aufgestellt und eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus Boele und den benachbarten Stadtteilen Helfe, Boelerheide und Kabel. Er halten bleiben soll auch die Jugendarbeit der Falken in Brockhausen, einem fast ausschließlich von Migranten bevölkerten Ortsteil.
Personalprobleme gibt es nicht nur in Eilpe und Boele. „Wir gehen auf dem Zahnfleisch. Im Bereich der Sozialarbeiter sind wir völlig unterbesetzt“, sagt Sozialdezernent Christian Schmidt, „extern dürfen wir niemanden einstellen. Wird also im allgemeinen sozialen Dienst eine Stelle frei, sind wir gezwungen, einen Sozialarbeiter aus den Jugendzentren abzuziehen.“ Das eine ist Pflichtaufgabe, das andere freiwillige Leistung.