Boelerheide. .
Hagen. Für die einen, die Anwohner des Hameke-Parks und die Mitglieder der Kleingartenanlage „Bleibe treu”, sind die Kaninchen zur Plage geworden. Für die anderen, die Naturschützer, gibt es keinen Grund, sich zu beklagen. Im Gegenteil: „Wir sind froh über jedes Kaninchen, das wir noch haben in der Stadt”, so Hans-Jürgen Thiel, Chef des Naturschutzbundes Hagen.
Doch rund um den Hameke-Park machen die Karnickel die Menschen alles andere als froh. Sie hoppeln in die Vorgärten und fressen Blumen und Stauden weg, sie wühlen Gänge und Höhlen in die Erde, untergraben Zäune und Garagen und zerstören mit ihrem Buddeltrieb die adrett gemähten Rasenflächen. „Die fressen alles weg”, sagt Peter Kattler, Vorsitzender der Schrebergärtner. „Es nimmt überhand mit den Kaninchen. Ja, es ist eine Plage.”
Sprichwörtlicher Paarungstrieb
Tatsächlich können sich Kaninchenpopulationen, wie derzeit im Hameke-Park, explosionsartig vermehren. Der Paarungstrieb der Nagetiere ist sprichwörtlich („Die vermehren sich wie die Karnickel”), außerdem sind Kaninchen Kulturfolger, sie finden sich in Parks und Grünflächen von Großstädten bestens zurecht. Bei der Nahrungssuche sind sie nicht wählerisch. „Die fressen fast alles”, hat das Rentner-Ehepaar Ingeborg und Ernst Hempel beobachtet. „Derzeit gehen sie vor allem an die Frühlingsblüher - Hyazinthen, Tulpen und dergleichen. Und natürlich alle Arten von Gemüse.” Krokusse und Schneeglöckchen würden die Nager dagegen verschmähen.
Mancher Hausbesitzer am Hameke-Park hat versucht, die ungebetenen Gäste mit Kaninchen-Schreck oder zusätzlichen Reihen von Maschendraht aus dem Garten fern zu halten - ohne Erfolg. Umgewühlte Beete und untergrabene Mauerstücke, deren Fundamente wackeln, sprechen vom Erfolg der Kaninchen. „Es wird jedes Jahr schlimmer”, berichtet Heinz Monkau. „Ich will doch nicht mein ganzes Haus einzäunen. Tue ich’s doch, dann kommen sie übers Nachbargrundstück.”
Scheu vor den Menschen verloren
Ihre Scheu vor den Menschen haben die Nagetiere im Laufe der Zeit verloren, sogar tagsüber hoppeln sie frech und unbeschwert durch den Park. Auch von Hunden lassen sie sich nicht schrecken. „Die heutigen Hunde sind doch so blöde, die haben eher Angst vor den Karnickeln als umkehrt”, hat Peter Kattler festgestellt.
Gejagt werden dürfen die Kaninchen in Wohngebieten nur im Notfall. „Etwa wenn Kaninchenbauten die Standsicherheit eines Gebäudes gefährden”, berichtet Thomas Bleicher, Sprecher der Stadt Hagen, der einschränkt: „Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir in der Stadt eine gigantische Karnickelplage haben.”
Möglicherweise erledigt sich das Problem ohnehin von selbst. Nabu-Chef Thiel sagt voraus, dass überbordende Kaninchen-Kolonien regelmäßig durch eine tödlich verlaufende Viruskrankheit, Mixomatose genannt, dezimiert werden. Auch die Population im Hameke-Park werde dieses Schicksal früher oder später ereilen: „Bis dahin sollten wir Städter uns darüber freuen, dass in unserer Umgebung Wildtiere leben.”