Wehringhausen.
Horst Krause hat die Ruhe weg. Gemütlich hockt der Senior auf seinem Rollator und guckt sich den Trubel an. Seine Frau Elisabeth steht neben ihm. Es ist Freitag auf der Lange Straße. Am prominenten Eiscafé-Eck bei Martini nimmt der Stadtteilladen Wehringhausen offiziell seine Geschäfte auf. Die Leute strömen ins frisch renovierte Ladenlokal, lauschen Reden und Grußworten, nippen am Sekt. Das Werbeschild, das an die Gelateriainstitution erinnert, prangt jetzt drinnen an der Wand. Draußen wirbt an selber Stelle nun das Kümmererbüro für sich. Es soll eine Anlaufstelle für Menschen wie Krauses sein.
Sie werden hingehen. Ein anderes Mal als heute, wo alle Wichtigen vor Ort sind. Denn: Die Krauses haben die Köpfe schon voller Ideen für ihren Stadtteil. Seit 30 Jahren wohnen sie an der Eugen-Richter-Straße, schätzen die „gute Wehringhauser Luft“ - die nette Atmosphäre - die Anlaufstellen wie das Erzählcafé, die zwei Kirchen mit ihrer Gemeindearbeit, die Einrichtungen der AWo und Caritas. „Angebot gibt’s hier schon reichlich“, sagt Elisabeth Krause. „Es muss nur aktiviert und zusammengefasst werden. Ich habe das Gefühl, es zerfleddert sonst.“
Das wollen Kerstin Sack und Maik Schumacher, die als Kümmerer fungieren, leisten: Den Älteren im Viertel sagen, welche Läden ihnen die Einkäufe nach Hause bringen, leerstehende Ladenlokale an den Mann oder die Frau bringen. Kurz: „Der Stadtteilladen soll ein Kompass durch den Stadtteil werden“, beschreibt Jürgen Breuer von der Händlergemeinschaft „Wir in Wehringhausen“. „Das Konzept ist nicht starr. Vielleicht haben die Wehringhauser ganz andere Bedürfnisse, als wir denken.“ Die Händlergemeinschaft hat sich für den Laden eingesetzt, ideell unterstützt von Stadt und Wirtschaftsförderung und finanziell gefördert vom Land und der EU. Die Händler haben selbst Hand angelegt an den Eckladen, haben geschraubt und gepinselt, gewischt und geholfen.
Es gibt Stühle für Besucher und Kaffee an der kleinen Theke. An den Wänden hängen historische Ansichten Wehringhausens. Es ist ein heller netter Raum für Veranstaltungen geworden. Neutral, denn es sollen auch stundenweise Dienste eines Akustiker angeboten werden. „Das ist das Richtige“, finden Krauses.
Es wird funktionieren, da ist sich Stadtplaner Bernd Roß, der das Projekt seitens der Verwaltung mitbetreut, sicher. „Die Leute bringen sich eigeninitiativ ein. Das trägt.“
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