Berchum. .

In Berchum ist alles oben, das zeigen die Straßennamen: An der Steigung, Auf dem Hövel - auch der Ergster Weg ist auf den letzten Metern steil. Fahradfahrer kommen da gerne ins Schwitzen. Nicht Rosemarie Küffner: Sie hat ein Elektro-Rad.

Rosemarie Küffner lächelt entspannt, von Schweißtropfen auf der Stirn ist keine Spur zu sehen. Die Fahrt mit dem Rad war ein Klacks für sie. „Wenn es mir zu bergig wird, schalte ich den Motor dazu“, sagt sie und verweist auf ihr silberfarbenes Pedelec - Pedal Electric Cycle, also ein Rad mit zusätzlichem Elektromotor.

Das ist relativ neu im Küffnerschen Haushalt und wird noch auf Tauglichkeit getestet, aber Küffner ist schon überzeugt von ihrem neuen Gefährt. Sie setzt es vorwiegend für Freizeit und Fitness ein. „Ich treibe Sport“, sagt die schlanke 63-Jährige, „aber beim Radfahren konnte ich mit meinem Mann nicht mehr mithalten. Ich habe es körperlich nicht mehr geschafft.“ In den Lenne- und Ruhrwiesen sind die zwei Berchumer häufig unterwegs und wenn eine Steigung kommt, zieht Rosemarie Küffner lächeln an ihrem Mann vorbei. Treten muss sie trotzdem: „Das trainiert Ausdauer und hält die Gelenke geschmeidig.“

Der Akku hält 60 Kilometer

Drei verschiedene Stufen - hoch, mittel, niedrig - kann sie wählen, den Rest regelt sie über die Gangschaltung. Der Motor sitzt hinterm Trittlager, der Akku am Rahmen unterm Sattel. „Neulich bin ich zum Markt nach Schwerte gefahren“, erzählt Rosemarie Küffner - und mit Einkäufen wieder zurück. „Das hätte ich ohne Pedelec nicht gemacht.“

Mit war es gänzlich unproblematisch. Bis zu 60 Kilometer kommt sie mit dem Akku, der nach zwei Stunden an der Steckdose wieder vollgeladen ist - natürlich nachhaltig mit Solarstrom. Das ist im Solardorf Berchum fast eine Selbstverständlichkeit. Demnächst gibt’s gar die erste Solarstromtankstelle an der Evangelischen Jugendbildungsstätte - betrieben und betreut von der Binse, der Berchumer Initiative für solare Energien (ausführlicher Bericht folgt).

Gasgeben über den Lenker

Bevor sie ihr Pedelec gekauft hat, hat Rosemarie Küffner das Gewicht getestet. Die meisten E-Räder sind recht schwer. Den Akku kann sie problemlos händeln: „Der wird zur Seite rausgekippt und wiegt nur zweieinhalb Kilo.“ Bis zu 1 000 Mal kann er aufgeladen werden. Küffners sind für den Kauf beim Fachhändler gewesen.

Dagegen hat Binse-Mitstreiter Karl-Friedrich Winterhager sein Hybridrad im Discounthandel erworben. Mit 700 Euro hat er damit 1 000 Euro weniger als Küffners bezahlt, aber den Ergster Weg kommt er damit nicht so spielend leicht rauf. „Für Berchum ist es nicht leistungsstark genug“, zieht Winterhager Bilanz. Wenn’s steiler wird, setzt der Motor aus. Das macht er sonst nur - allerdings gewollt und automatisch, steigt die Geschwindigkeit über 25 Stundenkilometer. Darüber hinaus findet er auch Vorteile: „Ich schalte ausschließlich stufenlos über den rechten Lenkergriff, das ist wie Gasgeben.“

Vorderradantrieb

Statt drei stehen ihm zwei Leistungsstufen zur Verfügung: ständigen Motorantrieb oder zuschaltbaren. Bei Radtouren passt Winterhager auf, dass er nicht über 40 Kilometer kommt. Sonst muss er eine zweistündige Zwangspause einlegen, um den Akku zu laden. Der ist mit dem Antrieb am Vorderrad verkabelt, die Kabel laufen am Rahmen entlang.

Einig sind sich die Berchumer Pedalisten darin, sich vor dem Kauf eines Pedelecs zu informieren, Testberichte zu lesen und sich zu überlegen, für welche Anforderungen man sein künftiges Ökomobil braucht.