Hagen. .

Sie haben es schwarz auf weiß: „Ausbildungskräfte mit den Prüfungsnoten ,sehr gut’, ,gut’ und ,befriedigend’ werden in ein volles unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen.“Das soll nicht mehr gelten. Jetzt wollen städtische Azubis klagen.

So steht es unter der Überschrift „Weiterbeschäftigung nach der Berufsausbildung“ in einer Broschüre, die im Jahr 2007 an jene jungen Menschen verteilt wurde, die ihre Ausbildung bei der Stadt begannen. Heute soll diese Zusage nichts mehr zählen. Rund 50 Auszubildende stehen bald auf der Straße und wollen nun die Stadt verklagen.Wie bei so vielen Problemen in dieser Stadt: Die desaströse Finanzsituation ist schuld. Das unterscheidet Hagen nicht von anderen Kommunen. Im gesamten Ruhrgebiet werden Auszubildende nicht mehr übernommen. Aber: „Eine derartige Zusage kenne ich nur aus Hagen“, so Günter Brandau, Personalratsvorsitzender. „Das, was schriftlich fixiert wurde, hat der damalige Oberbürgermeister Peter Demnitz bei der Begrüßung der neuen Auszubildenden am 1. August 2008 noch einmal bestätigt.“ Auch auf Personalversammlungen 2007 und 2008 habe Demnitz die Zusagen wiederholt.

Worte, auf die sich die jungen Leute einst verlassen haben. Die bei vielen sogar maßgeblich dafür waren, die scheinbar sichere Stelle bei der Stadtverwaltung anzunehmen und anderen Ausbildungsbetrieben abzusagen.

Heute sollen diese Worte nichts mehr wert sein. Denn der Oberbürgermeister ist ein anderer. Die Lage in der Stadt ist eine andere. Und die Bezirksregierung hat den Übernahmestopp verfügt.

„Schon diejenigen, die 2009 fertig wurden, haben noch eine Anstellung für ein halbes Jahr bekommen - verbunden mit der Aufforderung, sich woanders zu bewerben“, sagt Günter Brandau. „Für den Jahrgang 2010 gilt dasselbe.“

Junge Menschen für die Arbeitslosigkeit ausgebildet

Immerhin werden sie bei der Jobsuche durch die Agentur Mark unterstützt. Die Aussichten auf Erfolg aber sind gering. Insbesondere für jene, die sich zu Verwaltungsfachangestellten haben ausbilden lassen. „Die Verwaltung hat diese jungen Menschen für die Arbeitslosigkeit ausgebildet“, sagt Brandau. „Dabei hieß es in sämtlichen Verwaltungsvorlagen zu diesem Thema, es werde nach Bedarfslage ausgebildet.“

Jetzt motivieren der Personalrat und die Gewerkschaft Verdi die Auszubildenden (zwölf Brandmeister, 17 Auszubildende im gewerblich/technischen Bereich, 21 im Verwaltungsbereich) gemeinsam gegen die Verwaltung vor das Arbeitsgericht zu ziehen. 18 Klagen sind bereits vorbereitet. Wenn dieser Tage die letzten Prüfungsergebnisse vorliegen, sollen weitere folgen. „Die jungen Leute haben nichts zu verlieren“, sagt Brandau, „wir haben einen hohen Organisationsgrad und unterstützen sie, so gut wir können.“

Im September will Oberbürgermeister Jörg Dehm einen neuen Personalbedarfsplan vorstellen, in dem die Reduzierung von mehr als 700 Stellen geregelt werden soll. Dass darin doch noch vereinzelt übernommene Auszubildende auftauchen, ist kaum zu vermuten. „Es mag den ein oder anderen Fall geben“, sagt Brandau, „aber im Grunde muss man realistisch sein.“