Haspe.

Als eine eindrucksvolle Demonstration des Hasper „Mir-san-mir“-Gefühls entpuppte sich am Samstag der traditionelle Hasper Kirmesfestzug. Etwa 30 000 Zuschauer säumten die Straßen.

Mehr als 730 Metern war die eindrucksvollste Ulkwagen-, Kapellen- und Fußgruppen-Kolonne aller Zeiten lang, die am Samstag durch das Hasper Zentrum kreiselte.

Ein markerschütternder Böllerschuss des Artillerievereins ließ die Neugierigen durchzucken, bevor der Tross – angeführt von Rosenkavalier und Charmeoffensive Kirmesbauer Udo Röhrig sowie Blumenesel „Frizzi“ – sich bei bedrohlich schwarzem Himmel in Bewegung setzte. Doch die Mannen um Wolkenschieber-Obermeister Heinz Lersch bewiesen wieder einmal ihre hohe Kunstfertigkeit in allen Wetterfragen. Dabei hatte der frischgebackene Lehrling Fritz Gerke am Vormittag beim Erbsensuppen-Essen im Boni-Vereinshaus schon mächtig geschwitzt: Als die Schleusen des Himmels sich plötzlich öffneten, fürchtete der Wolkenschieber-Azubi, schon während der Probezeit gleich wieder gefeuert zu werden. Doch seine Sorge blieb unbegründet – sein Engagement beim Zug zündete.

Auch beim Kirmesfestzug kam man am Fußball-Thema nicht vorbei

Ebenso die zahlreichen pfiffigen Ideen, mit denen sich die Hasper Vereine eindrucksvoll und vor allem selbstbewusst zu ihrer Heimat und 149-jährigen Brauchtumspflege bekannten. Neben dem in diesen Tagen natürlich unvermeidlichen Fußballthema – mal als Fan-Kulisse, mal als Wettmafia – wagten die wohlgelaunten Zugteilnehmer aber auch galaktische und maritime Blicke auf die Hasper Besonderheiten. Garniert mit der „Loreley von der Ennepe“, äußerst mutigen Bauchtänzerinnen, „proppen Jungs aus Haspe“, Altersheim-Rodeo, galanten Frauenverstehern, einem selbstzufriedenen Mallorca-König sowie Kirmes- und Karnevals-Freunden aus der Nachbarschaft mit spektakulären Kostümierungen und liebevoll gestalteten Motivwagen bot der Zug das gesamte Spektrum der menschlichen Befindlichkeiten.

Sorgen-Signale Richtung Nachbargemeinde „Hagen bei Haspe“

Frei nach dem Motto: Sind die Zeiten auch noch so hart, die gute Laune sowie ihre Verbundenheit zu Haspe und Brauchtum lässt sich kaum einer vermiesen. In Richtung der Nachbargemeinde „Hagen bei Haspe“ wurden dennoch Sorgen-Signale entsandt, dass man sich angesichts des zunehmenden Spardrucks in Richtung einer Geisterstadt entwickeln oder die Bahnhofshinterfahrung sich zum nächsten Millionen-Grab auswachsen könnte. Beim Zugpublikum kam die originelle Mischung aus purem Frohsinn und neckisch-schelmischem Hintersinn jedenfalls wieder bestens an.

Leider kann die Originalität der eigentlichen Kirmes, die noch bis zum Dienstag nach Haspe lockt, mit dem pfiffigen Ideen-Reichtum des Zuges in diesem Jahr kaum mithalten. Das Angebot abseits des Ernst-Meister-Platzes, wo zumindest „Skytrip“ und „Magic Mouse“ zu beeindrucken wissen, besticht eher durch erschreckende Überraschungslosigkeit. Da ist man als Besucher schon eher dankbar, dass sich die allzu vertraute Buden-Monotonie mangels Masse nicht auch noch in der Swolinzkystraße fortsetzt. Die Mannen um Schausteller-Chef Dirk Wagner haben sich in diesem Jahr jenseits des Kirmesplatzes an der Tillmannsstraße reichlich Spielraum erhalten, um sich anlässlich der 150-Jahr-Feierlichkeiten in 2011 erheblich zu steigern.

Viele Fotos vom Kirmesfestzug finden Sie hier.