Hagen. .

Boele. Der Vertrag ist unterzeichnet. Ins alte Stadtbad Boele zieht die Bäckerei Käsgen ein. Wo einst geschwommen wurde, soll in rund einem Jahr gebacken werden.

Die Kacheln an den Wänden erinnern an eine Zeit, in der Schwimmbäder noch Badeanstalten hießen. Oben auf einer Empore waren früher die großen Wannen, in denen Kinder für ein paar Pfennig einmal in der Woche mit Kernseife und Wurzelbürste geschrubbt wurden. Das ist längst vorbei. Aber bis Ende März wurde im Stadtbad Boele geschwommen. Bald soll es hier nach frischen Brötchen duften.

6000 bis 8000 backen Dieter Käsgen und seine Mitarbeiter in jeder Nacht. Die Backstube direkt neben dem Bad an der Hospitalstraße aber ist eng. So eng, dass sich die Bäcker manchmal auf den Füßen stehen. „Also haben wir zusammengesessen und über eine Erweiterung nachgedacht. Dort, wo heute die Terrasse des Cafés ist, sollte die neue Backstube entstehen“, sagt der Bäckermeister, der das Boeler Traditionsunternehmen mitten im Studium von seinem Vater übernommen hat und in vierter Generation führt. Dann aber kam Architekt Markus Meier die Idee mit dem Schwimmbad.

Aus Gedanken wurde Lösung

Und so wurde aus dem Gedanken nach Gesprächen mit der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) und der unteren Denkmalbehörde eine gute Lösung für alle Beteiligten. Der Konzern, zu dem auch Hagenbad gehört, ist ein schwer zu vermarktende Immobilie los, die als Teil des Bäderkonzeptes kurz vor Eröffnung des Westfalenbades geschlossen wurde. Dem Stadtteil droht keine denkmalgeschütze Ruine, die vor sich hin gammelt. Und die Bäckerei kann in unmittelbarer Nachbarschaft expandieren. „In Boele werden dadurch weitere Arbeitsplätze geschaffen“, sagt Käsgen, „wie genau wir unser Geschäft ausbauen, werden wir noch überlegen.“

Fest steht schon jetzt: In das einstige Becken wird ein Boden sozusagen auf Höhe des Wasserspiegels eingezogen und - als kleine Reminiszenz - blau gefliest. Neue Öfen und Kühlgeräte will Käsgen anschaffen. Auf knapp 800 Quadratmetern entstehen Backwaren. Und das nach Möglichkeit in rund einem Jahr. Wobei: „Das Bad“, so Architekt Meier, „ist um die Jahrhundertwende entstanden. In so alten Gebäuden muss man immer mit Überraschungen rechnen.“

Die HVG hat zumindest am Standort Boele laut Geschäftsführer Christoph Köther ihr Ziel erreicht: „Wir haben Grundstück plus Immobilie vermarktet. Das ist allemal günstiger, als wenn wir das Bad hätten abreißen müssen.“