Es klingt wie ein Märchen aus 1001 Nacht: Ein noch junges, innovatives Planungsteam aus Haspe entwickelt ein Konzept für ein Edel-Hospital in der arabischen Wüste.

Für die neuformierte Bürogemeinschaft „Ofen 2” ein Referenz- und Wunschprojekt wie es sonst nur von orientalisch gewandeten Geistern aus der Flasche serviert wird. Die gestalterische Inspiration für den Auftrag lieferte das World-Press-Photo eines Beduinen, der vor einer vom Wüstenwind zum Pilzfelsen geformten Steinformation steht. Diese auf der arabischen Halbinsel verbreiteten Naturdenkmäler - die so genannten Mushroom Rocks - dienten den beiden Architekten Christian Dickert und Michael Zargus („Hei.Di”-Planungsgemeinschaft, Boeler Straße) als Vorlage für jenen Entwurf, der die „Ofen 2”-Bürowände an der Hochofenstraße 22 flächendeckend füllt.

Dort, wo einst die Stahlgiganten der Hasper Hütte den Lebensrhythmus eines ganzen Stadtteils prägten, hat ein Innovationsbüro zueinander gefunden, das seinen Namen aus dem einstigen Standort des Hochofens 2 ableitet. Vor 13 Jahren entstand im Sanierungsgebiet an gleicher Stelle der Sitz des Elektro-Installationsbetriebes Sokol: „Schon damals erinnerte bei uns im Foyer eine Arbeit des Hasper Fotografen Victor Dücker an die traditionsreiche Vergangenheit dieses Standortes”, erzählt Annette Ittershagen-Sokol. „Für das ,Ofen 2'-Team haben wir diesen Hinweis auf unsere geografischen Wurzeln im Namen für das Planungsbüro erneut aufgegriffen und von dem Künstler Dieter Dienstuhl malerisch nachempfinden lassen”, deutet die Geschäftsfrau auf ein Gemälde im Konferenzraum.

„Ofen 2” - hinter diesem Namen verbergen sich neben dem Baugestalter Christian Dickert noch der Ingenieur Andreas Goerke sowie der Techniker Martin Sokol. Letzterer war es auch, der den außergewöhnlichen Krankenhaus-Planungsauftrag für den Wüstenstaat Katar auf einer Halbinsel im Persischen Golf für die Hasper Büro-Allianz an Land zog. Der Projekt-Initiator Dr. Basem El-Nashef trat aufgrund einer persönlichen Bekanntschaft an Martin Sokol mit der Bitte heran, ob er ihm nicht ein Konzept für eine Wüsten-Klinik entwickeln könne. Der jordanische Mediziner, leitender Oberarzt an einem Hospital in Wien, hatte über Jahre immer wieder reiche Araber in Europa erfolgreich behandelt, die der Gratis-Krankenversorgung in ihrer Heimat nicht das ausreichende Vertrauen schenkten. „Vor diesem Hintergrund reifte in seinem Kopf die Idee, dass eine Klinik für Lungenkrankheiten und Chirurgie sich in einem Land mit einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt realisieren lassen müsse, um Patienten die Reisestrapazen zu ersparen”, erzählt Architekt Dickert.

Zusammen mit seinem Kollegen Zargus stellte er sich zunächst der kulturellen Herausforderung, die in diesem Projekt mitschwingt. Denn schnell stellten die Planer fest, dass das Leben in dem von Geröll- und Kieswüsten geprägten Emirat, das seinen Reichtum aus den üppigen Erdöl- und Gasvorkommen zieht, dennoch von hoher Emotionalität geprägt ist. Eine Anforderung abseits der eher sachlich-funktionalen Architekturansprüche in Europa: „So kam uns die Idee mit den Mushroom Rocks, die wir in eine eher bildhafte Architektur umgesetzt haben”, sind sich Dickert und Zargus sicher, mit dieser gelungenen Symbiose aus höchstem europäischem Technik-Standard und arabischer Tradition den Schlüssel zu den Herzen der Auftraggeber gefunden zu haben. Daher trägt der Projekt-Entwurf des „Ofen 2”-Teams für das „Middle East Medical Center” mit seinen 60 Betten, drei OP-Sälen und Intensivstation auch den eher poetisch anmutenden Untertitel „Formed by the breath of nature”.

Natürlich orientiert sich die architektonische und technische Qualität des 30 Meter hohen Komplexes am gehobenen Standard des kleinen, aber äußerst wohlhabenden, islamischen Königreichs im Schatten von Saudi-Arabien: „Das Projekt liegt geringfügig über dem Budget deutscher Kliniken”, verweist Zargus nicht nur auf die kunstvollen arabischen Ornamente, die den zweigeschossigen, gut 3000 Quadratmeter großen Sockel mit den Funktionsräumen wie Eingangshalle, Notaufnahme, Cafeteria, Operationssälen, Intensivstation und Verwaltung umsäumen. Der runde, den Mushroom Rocks nachempfundene, sechsgeschossige Bettenturm wird mit seinem umlaufenden, transparenten Sonnenschutzringen gülden in die Wüste hinausstrahlen und für eine extravagante Aura sorgen.

Den Innenhof, der die Mittelachse des Turmes bildet, überspannt ein Glasdach, das vor den regelmäßigen Sandstürmen in dem Wüsten-Emirat schützen soll. Außerdem ist bei Temperaturen von bis zu 60 Grad in der Sonne medizinische Versorgung ohnehin nur in völlig abgeschlossenen, vollklimatisierten Räumen denkbar.

An dieser Stelle von Krankenzimmern zu sprechen, wäre unangemessen. Der Standard der 30 Quadratmeter großen Ein-Bett-Appartements abseits jeglichen Linoleum-Charmes dürfte auch deutsche Privatpatienten neidisch machen. Im Obergeschoss des Bettenturms finden sich zudem noch weitläufige Krankensuiten mit Patientenzimmer, Lounge, offener Küche und einem Schlafgemach für die erste Gemahlin des maladen Araberfürsten.

„Es bestehen wirklich gute Realisierungschancen”, zeigt sich Dickert überzeugt, dass der „Ofen 2”-Entwurf in der Wüste in der Peripherie von Katars Hauptstadt Doha tatsächlich in Beton gegossen wird und keine Fata Morgana bleibt. Derzeit befindet sich Initiator Dr. Basem El-Nashef, dem Königshaus des Emirs persönlich eng verbunden, in den letzten Abstimmungsgesprächen mit den Finanziers des Millionen-Projektes. Noch in diesem Sommer soll die endgültige Entscheidung fallen und das Hasper Kreativ-Triumvirat in die Detailplanung einsteigen. Ein Hasper „Ofen 2”-Entwurf für den Glutofen Katar.