Hagen.

Das Haus steht am Remberg, an der tristen Haldener Straße. Doch direkt unterm Dach grünte und blühte ein heimlicher Garten: eine Mariuhana-Plantage.

Leonardo M. (35), gelernter Mediengestalter, ist Spross einer angesehenen italienischen Ristorante-Familie aus Hagen. Am 2. Juli vergangenen Jahres wurde er, zusammen mit seinem dänischen Lebensgefährten Kim S. (37), von Beamten der Dienststelle für Organisierte Kriminalität verhaftet. Die Handschellen klickten um 10.55 Uhr vormittags in seinem Dachappartement, das einem Mini-Dschungel glich.

Professionelle Anlage betrieben

Dort gediehen 106 männliche Marihuana-Pflanzen, fünf blühende Mutterpflanzen und zwanzig Setzlinge auf engstem Raum. Für die richtige Tropen-Atmosphäre sorgten Hochdrucklampen, Lüftungsmotoren, Zeitschaltuhren und Transformatoren. „Sie hatten ja fast einen landwirtschaftlichen Betrieb in ihrer Wohnung gegründet”, staunte Richter Manfred Kleeschulte, vor dem die Rauschgift-Gärtnerei jetzt verhandelt wurde.

„Ich habe damals selbst viel gekifft”, gestand Leonardo M., „drei, vier Gramm pro Tag.” Der Drogen-Anbau sollte für ihn zu einer lukrativen Geldquelle werden. Hätte er die Plantage abgeerntet, wäre daraus ein 3,4 Kilo schwerer Klumpen Marihuana geworden. „Mit einem Straßenverkaufswert von 30 000 Euro”, weiß Polizeisprecher Ulrich Hanki. Soweit kam es nicht.

Ein „unbekannter Hinweisgeber” hatte gerade noch rechtzeitig im Präsidium ausgeplaudert: In der Dachwohnung von „Leo und Rene´” würde das Marihuana nur so sprießen. Die Beamten erschienen daraufhin zur Hausdurchsuchung - und zur Ernte.

Entlüftung mit Ventilatoren über den Hauskamin

In einem Nebenzimmer war eine Anlage installiert, die das Grünzeug per Zeitschaltuhr mit Wasser versorgte. Die Bewässerung erfolgte über eine Regenwassertonne, aus der über ein Schlauchsystem tröpfchenweise Wasser in die 30 Pflanzkästen gepumpt wurde. Eine separate Leitung versorgte die Indoorplantage mit Dünger. Die Entlüftung erfolgte mit Ventilatoren über den Hauskamin. Das war wichtig, damit der penetrant süßliche Marihuana-Geruch nicht verräterisch im Hausflur erschnuppert werden konnte.

Das Schöffengericht verhängte eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung gegen den verhinderten Rauschgiftgärtner. Leonardo M. ist mit Freund Kim inzwischen nach Berlin verzogen. „Dort hat er ein neues Leben begonnen”, sagt Anwalt Michael Spratte. Er glaubt „drogenfrei.”